"Niemand an Bord hat überlebt" "China Daily" attackiert Malaysia
31.03.2014, 12:27 Uhr
Der neue Tag beginnt mit der gleichen Suchroutine: Auf der Airforce-Basis in Perth bringt Bodenpersonal einen südkoreanische Seeaufklärer vom Typ P-3C "Orion" in Position.
(Foto: REUTERS)
Flug MH370 droht die Beziehungen zwischen Kuala Lumpur und Peking schwer zu belasten. Auf hoher See fischen Bergungsexperten bei der Suche nach dem verschollenen Passagierflugzeug bislang nur Müll aus dem Meer. In Peking wächst die Wut.
Die Verzweiflung rund um Flug MH370 scheint die Machthaber in Peking zunehmend zu beunruhigen. In einem Kommentar ruft die staatliche Zeitung "China Daily" die Angehörigen der verschollenen Passagiere von Flug MH370 zu Ruhe und Vernunft auf.
"Egal, wie bekümmert wir sind oder wie viele Details noch unklar sind, es ist sicher, dass Flug MH370 im Indischen Ozean abgestürzt ist und niemand an Bord überlebt hat", heißt es in einem Kommentar der chinesischen Zeitung. "Wir sollten nicht zulassen, dass der Ärger die Oberhand über Fakten und Vernunft gewinnt."
Mit dieser Aussage schließt sich China in einem staatlich kontrollierten Blatt der Auffassung der malaysischen Behörden an, die bereits in der vergangenen Woche jegliche Hoffnung auf Überlebende offiziell aufgegeben hatten. Die Annahme, die vermisste Boeing sei über dem Südindischen Ozean abgestürzt, stützt sich dabei ausschließlich auf eine Interpretation von Satellitendaten und einzelne gut belegte Fakten wie etwa die Angaben zum Treibstoffvorrat an Bord.
Einen konkreten Beweis für einen Absturz können die Ermittler auch mehr als drei Wochen nach dem mysteriösen Verschwinden der Maschine nicht vorweisen. Alle bisher gesichteten Spuren erwiesen sich bei näherer Überprüfung als Müll oder anderweitiges Treibgut. Damit gibt es nach wie vor keinen Beleg dafür, dass die Maschine tatsächlich über dem offenen Ozean niederging. Es ist bislang lediglich die bei weitem plausibelste Annahme. Dass die Boeing irgendwo unerkannt gelandet sein könnte, halten Luftfahrtexperten für vollkommen ausgeschlossen.
In China, das mit 152 der 239 Menschen an Bord die meisten Opfer des Vorfalls zu beklagen hat, richtet sich die Wut der Angehörigen bislang noch vor allem auf die Verantwortlichen in Malaysia. Der Linienflug der Fluggesellschaft Malaysia Airlines war am 7. März in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur zu einem Nachtflug nach Peking gestartet. Die Suchaktion und die Ermittlungen nach den Ursachen werden von malaysischen Behörden geleitet. Malaysias Regierungschef Najib Razak hatte den Angehörigen am 24. März die Nachricht überbracht, dass die Ermittler nun offiziell von einem Absturz ohne Überlebende ausgehen.
"Der vielleicht bizarreste Vorfall"
Das offensichtlich unabgestimmte Vorgehen hatte die offiziellen Stellen in Peking schwer verärgert. Familienangehörige der vermissten Passagiere fühlen sich getäuscht und erheben schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Kuala Lumpur. Die Rede ist von zurückgehaltenen Informationen, einer teils dilettantischen Suchaktion und einem Verhalten, dass in den Augen vieler Kritiker einer mutwilligen Verschleierung nahekommt. In der vergangenen Woche entlud sich der Unmut in einer spontanen Demonstration vor der malaysischen Botschaft in Peking.
Mit einer offenen Kritik an Malaysia stimmen die staatlich gelenkten Medien in Peking in die Wut der Angehörigen nun offenbar ein - nur um gleich darauf zur Besonnenheit aufzurufen. Auch wenn Malaysias Regierung "ziemlich unbeholfen" mit dem Unglück umgegangen sei, heißt es im Kommentar der "China Daily", müsse begriffen werden, dass es sich "vielleicht um den bizarresten Vorfall in der Geschichte der asiatischen Flugfahrt" handele.
Angesichts der beispiellosen Krise sei es verständlich, dass ein Entwicklungsland wie Malaysia "absolut nicht weiter wusste", hieß es in dem Kommentar. Der Autor Mei Xinyu ist Forscher einer Denkfabrik des Handelsministeriums für wirtschaftliche Kooperation.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa