Panorama

Extreme Regenfälle und Hochwassergefahr Deich in Thüringen droht zu brechen

Die Chemnitz hat bei Köthensdorf (Sachsen) bereits den Uferbereich überschwemmt.

Die Chemnitz hat bei Köthensdorf (Sachsen) bereits den Uferbereich überschwemmt.

(Foto: dpa)

Überflutete Straßen, Keller voller Wasser, Bauern in Sorge um die Ernte: Der meteorologische Sommer startet, wie der Frühling endet: Nass. Mancherorts werden Extrem-Regenfälle erwartet. In Thüringen besteht höchste Alarmstufe, dort droht ein Deich zu brechen.

Der Sommer beginnt mit viel Regen. Vor allem für den Süden Deutschlands haben die Meteorologen extreme Niederschläge vorausgesagt. Örtlich könnten mehr als 120 Liter Regen je Quadratmeter fallen. Der meteorologische Frühling endete am Freitag in vielen Regione n mit überfluteten Straßen, umgestürzten Bäumen und vollgelaufenen Kellern. Der Dauerregen verursachte in Teilen Bayerns Überschwemmungen. Auf dem Main ist die Schifffahrt wegen des Hochwassers nur noch eingeschränkt möglich. In Thüringen droht bei Sömmerda ein Deich zu brechen. Auch Feldarbeit ist schwierig: Der Dauerregen hat 40 Prozent der Äcker unbefahrbar gemacht.

Vor allem in Ostthüringen und im Landkreis Sömmerda wurde die Lage gefährlicher. Dort trat am Nachmittag ein Krisenstab zusammen. Für den Fluss Gera bei Erfurt und die Ilm bei Mellingen gilt mittlerweile die höchste Alarmstufe drei.

Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (2.v.l.) hilft beim Sandsäckestapeln.

Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (2.v.l.) hilft beim Sandsäckestapeln.

(Foto: dpa)

Grund ist ein drohender Deichbruch an der Gera zwischen Elxleben und Walschleben. Der Damm sei auf einer Länge von rund 250 Metern aufgeweicht und sehr durchlässig, hieß es. Bei einem Dammbruch drohe eine Überschwemmung des Ortes Walschleben. Mit zehntausenden Sandsäcken soll der Deich stabilisiert werden. Anwohner und die Feuerwehren schichten die Säcke auf, möglicherweise müssen auch Hubschrauber eingesetzt werden.

Der Pegelstand der Gera soll weiter steigen, bis Sonntagmittag voraussichtlich um 80 Zentimeter. Bis zum kommenden Donnerstag ist keine Entspannung zu erwarten.

Extrem-Niederschlag am Alpenrand erwartet

An diesem Samstag beginnt der meteorologische Sommer. Der DWD in München warnte vor extremen Regenfällen in Südbayern. Von Lindau am Bodensee bis zum Berchtesgadener Land müsse in vielen Kreisen bis Sonntag mit Dauerregen und bis zu 120 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gerechnet werden. Straßen könnten überflutet werden - auch Erdrutsche sind möglich. Der Mai brachte nach einem extrem kalten März und einem durchwachsenden April mancherorts rekordverdächtige Regenmengen.

Vielerorts ist die Ernte bedroht

Auch die Aller ist wegen des hohen Wasserstandes großflächig über die Ufer getreten.

Auch die Aller ist wegen des hohen Wasserstandes großflächig über die Ufer getreten.

(Foto: dpa)

In einem breiten Streifen von den Küsten im Norden bis zu den Alpen zieht sich seit Wochen ein Regenband. Die Böden sind so nass wie seit 50 Jahren nicht mehr. "Wenn es nächste Woche nicht besser wird, drohen enorme Schäden", sagte der DWD-Agrarmeteorologe Franz-Josef Löpmeier in Braunschweig. "Ideal wären 14 Tage schönes Wetter." Auf manchen niedersächsischen Spargelfeldern schauten kaum noch die Dämme aus dem Wasser. Große Schäden drohten bei den Kartoffeln, bei denen die Ernte der frühen Sorten anstehe.

Sperren an der A 73 in Bayern

An der Autobahn 73 zwischen Forchheim und Coburg in Bayern wurden Sperren eingerichtet, weil die Fahrbahn überflutet war, wie die Polizei mitteilte. Viele Keller liefen voll. Nahe Pottenstein bei Bayreuth stürzte am Morgen ein etwa ein mal ein Meter großer Felsbrocken auf eine Bundesstraße. Verletzt wurde niemand. Vermutlich habe sich der Brocken wegen des starken Regens gelöst, sagte ein Polizeisprecher. Bei einem Unfall auf regennasser Straße bei Mühlacker in Baden-Württemberg wurden drei Menschen schwer verletzt.

In Oberlungwitz (Sachsen) ist ein Bach über die Ufer getreten.

In Oberlungwitz (Sachsen) ist ein Bach über die Ufer getreten.

(Foto: dpa)

In Ebensfeld flohen einige Menschen vor dem Wasser aus ihren Häusern. Am Vormittag konnten die Bewohner zurückkehren, wie ein Sprecher des Landratsamtes in Lichtenfels sagte. Auch in Thüringen und im Süden von Sachsen-Anhalt standen nach heftigem Regen Straßen und Keller unter Wasser.

Kaum noch Schifffahrt auf dem Main

Die Schifffahrt auf dem Main war wegen der hohen Pegelstände nur noch eingeschränkt möglich. In Würzburg wurde sie dem Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt zufolge eingestellt. Am Freitag wurden an einzelnen Neckarzuflüssen Wasserstände gemessen, die statistisch nur alle zwei Jahre vorkommen, wie die Hochwasser-Vorhersage-Zentrale in Karlsruhe mitteilte.

In Sachsen-Anhalt stiegen die Wasserstände: Am Pegel der Unstrut in Wangen wird die dritte von vier Alarmstufen am Wochenende voraussichtlich beibehalten, teilte die Hochwasservorhersagezentrale mit. Die Saale könnte in den kommenden Tagen an mehreren Stellen Alarmstufe drei erreichen. In Sachsen rüsteten sich viele Kommunen wegen der steigenden Wasserstände für den Hochwasser-Ernstfall.

Die Hochwasserlage in Niedersachsen entspannte sich leicht. Neuer Regen könnte zahlreiche Flüsse aber weiter anschwellen lassen. "Der Boden ist gesättigt wie ein nasser Schwamm. Jeder weitere Regentropfen geht jetzt eins zu eins in die Flüsse", sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. In der Region Hannover starb am Donnerstag eine Radlerin, die von einer überfluteten Straße in den Fluss Leine getrieben worden war.

Quelle: ntv.de, dpa

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