Aus Protest an Ungarns Regierung Elie Wiesel gibt Orden zurück
19.06.2012, 13:24 Uhr
Der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat das Konzentrationslager Auschwitz überlebt.
(Foto: AP)
Der Friedensnobelpreisträger und Holocaust-Überlebende Elie Wiesel gibt einen Orden zurück, den ihm die Regierung Ungarns im Jahr 2004 verliehen hat. Insbesondere dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban wirft Wiesel vor, den Holocaust zu verharmlosen.
Aus Protest gegen Ungarns Umgang mit seiner Nazivergangenheit hat der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel die ihm verliehene höchste Auszeichnung des Landes zurückgegeben. Es werde zunehmend klar, dass ungarische Behörden das "Weißwaschen tragischer und krimineller Episoden in Ungarns Vergangenheit" ermutigten, hieß es in einem Schreiben, das die ungarische Wochenzeitung "Magyar Narancs" veröffentlichtete.

Wegen der Rehabilitierung Miklos Horthys steht Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban auch im eigenen Land in der Kritik.
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Dazu gehöre die Beteiligung ungarischer Regierungen an der Deportation und Ermordung hunderttausender Juden während des Zweiten Weltkrieges. "Mit solchen Aktivitäten möchte ich in keinerlei Weise in Verbindung gebracht werden", schrieb der 83-jährige Wiesel. Den Großkreuz-Verdienstorden hatte der ursprünglich aus Rumänien stammende Autor und Philosoph, dessen Familienangehörige aus dem Gebiet des damaligen Ungarns in Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden, 2004 aus den Händen des damaligen Präsidenten Ferenc Madl erhalten. In den USA gilt Elie Wiesel als einer der wichtigsten jüdischen Intellektuellen. Sein Buch "Die Nacht" ist ein Standardwerk zur Geschichte des Holocaust.
Rehabilitierung des Hitler-Verbündeten Horthy
In seinem Brief prangerte der in den USA lebende Wiesel an, dass der ungarische Parlamentspräsident Laszlo Köver im Mai an einer Gedenkveranstaltung zu Ehren des Schriftstellers Jozsef Nyirö in Rumänien teilnahm. Nyirö unterstützte die Diktatur des Hitler-Verbündeten Miklos Horthy (1920-1944) und dessen von den Nazis 1944 eingesetzten Nachfolger Ferenc Szalasi, den Führer der faschistischen Pfeilkreuzler. An der Gedenkveranstaltung nahm auch der Vorsitzende der rechtsextremen Jobbik-Partei, Gabor Vona, teil.
Der ungarische Regierungschef Viktor Orban steht wegen der sich derzeit in Ungarn vollziehenden Rehabilitierung Horthys in der Kritik. Im vergangenen Monat wurde ein Park in der Stadt Gyömrö zu Ehren Horthys umbenannt, in einem Dorf wurde eine lebensgroße Statue errichtet und in Debrecin ein Marmorschild zu seinem Gedenken restauriert. Im Mai nahmen außerdem zwei Abgeordnete von Orbans Fidesz-Partei an einem Benefizball für eine weitere Horthy-Statue in Budapest teil.
Quelle: ntv.de, dpa