Tote "Gorch Fock"-Kadettin Eltern hoffen auf Karlsruhe
13.07.2012, 14:04 Uhr
Jenny Böken als Offiziersanwärterin im August 2008.
(Foto: dpa)
Die Eltern der ehemaligen "Gorch Fock"-Kadettin Jenny B. lassen nicht locker. Sie wenden sich nun an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, um Ermittlungen gegen den Kapitän und Arzt des Schiffes zu erzwingen. Der Anwalt spricht von einer "Pflichtwidrigkeit" des Arztes.
Der tödliche Unfall einer Marinesoldatin auf dem Segelschulschiff von 2008 soll nach dem Willen der Eltern werden. Sie beantragten beim Bundesverfassungsgericht ein Klageerzwingungsverfahren, wie eine Gerichtssprecherin in Karlsruhe bestätigte.
Die Offiziersanwärterin Jenny Böken war während einer Nachtwache 15 Kilometer vor Norderney in die Nordsee gestürzt. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem tragischen Unglück, konnte die Ursache aber nicht abschließend klären.
Die Eltern wollen nun erreichen, dass gegen den damaligen Kapitän des Schulschiffs, Norbert Schatz, sowie gegen den Schiffsarzt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt wird. Die Eltern werfen dem Kapitän vor, seine Dienstaufsicht vernachlässigt und geduldet zu haben, dass Schwimmwesten nicht regelmäßig angelegt wurden.
Böken sei laut Musterungsakten für den Dienst an Deck untauglich gewesen, trotzdem habe der Arzt sie dort Dienst tun lassen, sagte der Anwalt der Eltern, Rainer Dietz. "Durch diese Pflichtwidrigkeit hat er das Risiko extrem gesteigert." Dem Kapitän werfen die Eltern vor, dass die junge Frau bei Windstärke sieben und 15 Grad Wassertemperatur keine Schwimmweste getragen hatte und ungesichert war.
Die Eltern hatten zuvor die Anklage vor dem Oberlandesgericht erzwingen wollen, waren aber gescheitert. Damit werde der im Grundgesetz verankerte effektive Rechtsschutz verletzt, begründete Dietz die Beschwerde. Daneben komme der Staat seiner Verpflichtung nicht nach, den Tod umfassend und unvoreingenommen zu untersuchen.
In einem anderen Fall war 2010 eine Kadettin aus der zu Tode gestürzt. Auch damals gab es schwere Vorwürfe gegen den Kapitän.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP