DSK bedauert "moralischen Fehler" Ex-IWF-Chef gibt erstes Interview
18.09.2011, 21:54 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der frühere IWF-Chef Strauss-Kahn äußert sich erstmals öffentlich zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn. "Was passiert ist, war (...) ein Fehler", sagt er dem französischen Fernsehen. Was aber genau in dem New Yorker Hotelzimmer vor sich ging, will er nicht verraten. Dafür gibt er zu, dass französischer Präsident werden wollte.
Dominique Strauss-Kahn hat sich erstmals öffentlich zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn geäußert. "Was passiert ist, war (...) ein Fehler", sagte der 62-jährige frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) in einem Interview des Fernsehsenders TF1. "Es war ein moralischer Fehler, auf den ich nicht stolz bin. Ich bedauere ihn jeden Tag."
Bei seiner Begegnung mit dem New Yorker Zimmermädchen Nafissatou Diallo sei aber weder Gewalt noch Zwang im Spiel gewesen, es habe keine strafbare Handlung gegeben, betonte Strauss-Kahn. Was genau aber am 14. Mai in dem New Yorker Hotelzimmer passierte, wollte der Franzose wie erwartet nicht verraten.
Das Zimmermädchen hatte Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt und ihm vorgeworfen, sie zu Oralsex gezwungen zu haben. Weil es Zweifel an der Glaubwürdigkeit der jungen Frau gab, wurde das Strafverfahren im August eingestellt und der Ex-IWF-Chef konnte in sein Heimatland Frankreich zurückkehren.
Kandidatur war geplant
Strauss-Kahn gab in dem Interview erstmals öffentlich zu, dass er eigentlich im kommenden Jahr bei den französischen Präsidentenwahlen antreten wollte. In Umfragen galt er bis zu seiner Festnahme im Mai als aussichtsreichster möglicher Kandidat der französischen Sozialisten. Nun werde er darauf verzichten, bei den Vorwahlen seiner sozialistischen Partei in irgendeiner Form mitzuwirken. "Es ist nicht meine Rolle, mich da einzumischen", sagte Strauss-Kahn.
Sein Fehler habe sowohl seine Frau, die französische Star-Journalistin Anne Sinclair, als auch seine Landsleute getroffen. "Ich habe meine Begegnung mit den Franzosen verpasst", sagte er mit Blick auf seine geplante Kandidatur.
"Sieben bis neun Minuten" Sex
Strauss-Kahn, der angespannt wirkte, hatte den Bericht des US-Staatsanwalts mit ins Fernsehstudio gebracht, auf den er wiederholt verwies. Aus dem Dokument gehe hervor, dass es beim Sex mit dem Zimmermädchen Nafissatou Diallo keine Gewaltanwendung gegeben habe. Es ist allerdings erwiesen, dass der frühere IWF-Chef "sieben bis neun Minuten" Sex mit der Hotelangestellten hatte, bevor er mit seiner Tochter zu Mittag aß.
Die Reaktion der Frauen auf die Geschehnisse in der Suite des Luxushotels Sofitel verstehe er. "Ich habe Respekt vor den Frauen", versicherte Strauss-Kahn, gegen den vor dem Sendegebäude von TF1 rund fünfzig Frauenrechtlerinnen demonstrierten. "Ich habe dafür bezahlt und ich bezahle immer noch dafür." Die Frauenrechtlerinnen vor dem Studio protestierten gegen das Strauss-Kahn-Interview. Sie kritisierten, dass Opfer von Gewalt- und Sexualverbrechen in der Regel kein Gespräch zur besten Sendezeit bekämen.
In Frankreich liegt ebenfalls eine Anzeige gegen "DSK" wegen versuchter Vergewaltigung vor. Die Schriftstellerin Tristane Banon wirft ihm vor, 2003 bei einem Interview über sie hergefallen zu sein. Strauss-Kahn sprach von einer "eingebildeten Version". Laut Ermittlungskreisen gab der 62-Jährige einen Annäherungsversuch zu, allerdings ohne Gewaltanwendung. Banons Mutter, die sozialistische Lokalpolitikerin Anne Mansouret, kritisierte nach dem Interview, Strauss-Kahn habe eine "dramaturgische Lehrstunde" abgehalten, ohne etwas zu erklären.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP