Informationen sickern durch Schumacher soll erste Regungen zeigen
30.01.2014, 08:43 Uhr
Michael Schumacher liegt seit nunmehr 32 Tagen im künstlichen Koma.
(Foto: dpa)
Trotz Redeverbots für Ärzte und Klinikpersonal dringt eine für Fans und alle Mitfiebernden sensationelle Nachricht durch: Französische Medien wollen erfahren haben, dass Michael Schumacher beim Aufwachen aus dem künstlichen Koma positive Reaktionen zeigt.
Wenn Management und Ärzte nichts sagen, sichern sich die Boulevardblätter eben gegenseitig ab. Nach Berichten aus Frankreich befindet sich Michael Schumacher nicht nur in der Aufwachphase aus dem künstlichen Koma. Die Sportzeitung "L'Equipe" will auch erfahren haben, dass der vor einem Monat gestürzte Rennfahrer bereits "positiv" auf die Reduktion der Narkosemittel reagiert habe. Angeblich haben sich seine Augenlider bewegt.
Die deutsche "Bild"-Zeitung, sonst gerne vorne mit dabei, wenn es darum geht, Exklusivinformationen zu ergattern, macht nun kurzerhand die "L'Equipe" zur Exklusivquelle. Deren stellvertretender Chefredakteur sagt auf Nachfrage der "Bild"-Zeitung: "Wir haben sehr sichere Quellen im Krankenhaus. Wir sind uns hundertprozentig sicher." Auch ein französischer Fernsehsender verkündet die Nachricht - und beruft sich auf Schumachers behandelnden Neurochirurgen Stéphan Chabardes.
Fachleute dürften nicht überrascht sein
Ohne eine Bestätigung durch das Management oder die behandelnden Ärzte hatte "L'Equipe" zuvor eine Doppelseite zum Fall Schumacher veröffentlicht - Schlagzeile: "Die entscheidende Woche". Schumachers Managerin Sabine Kehm reagierte umgehend mit einem Statement in dreisprachiger Ausfertigung und teilte mit, dass "jegliche Aussagen über Michaels Gesundheitszustand, die nicht vom behandelnden Ärzteteam oder seinem Management stammen, als Spekulation zu werten sind". Somit würde das alles nicht kommentiert.
Genützt hat es nur wenig: Immer mehr französische Medien veröffentlichten eigene Berichte, wonach die Ärzte viereinhalb Wochen nach dem Unfall Schumachers im französischen Skigebiet Meribel die Aufwachphase eingeleitet hätten. Wo auch immer die Zeitungen gewühlt oder wen sie trotz Schweigeverordnung in der Klinik wie auch immer zum Reden gebracht haben - an der Neuigkeit ist offenbar etwas dran.
Das legen allein medizinische Regeln nahe. Prognosen bei einem Schädel-Hirn-Trauma und anschließendem künstlichen Koma können sehr unterschiedlich ausfallen. "Ärzte setzen einen Patienten nur dann drei oder vier Wochen in künstliches Koma, wenn die Situation des Gehirns sehr ernst ist", erklärt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI), Andreas Ferbert. Ein tiefes künstliches Koma länger als vier Wochen aufrecht zu erhalten, sei daher eher unüblich. Fachleute dürften daher also nicht überrascht sein, dass der Patient Schumacher spätestens jetzt aus dem künstlichen Koma geholt werden soll.
Letztes offizielles Update ist zwei Wochen her
Zum Schutz ihrer Privatsphäre hat die Familie von Michael Schumacher in den vergangenen Wochen alle zur Verfügung stehenden juristischen Mittel genutzt. Über den mutmaßlichen Gemütszustand von Frau, Kindern und anderen Angehörigen darf nicht berichtet werden.
Auch die Klinik, in der Schumacher behandelt wird, musste sich und ihren prominenten Patienten aufwendig schützen. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, hat die Krankenhausleitung am Dienstag zum wiederholten Mal eine Schweigeverordnung an alle Mitarbeiter ausgegeben. Niemand darf mit Außenstehenden über den "Patienten M. Schumacher" sprechen. Genützt hat es, wie die neuen Berichte zeigen, trotzdem nichts.
Öffentliche Prognosen zu Schumachers Zustand und möglichen Folgen hatten die Ärzte vom ersten Tag an abgelehnt. Schumacher liegt seit dem 29. Dezember mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus von Grenoble. Er war zuvor beim Skifahren gestürzt und mit dem Kopf auf einen Stein geprallt. Die letzten offiziellen Informationen zu Schumachers Lage stammen vom 17. Januar. Sein Zustand wurde damals als stabil bezeichnet, die Ärzte würden ihn aber weiter als kritisch ansehen.
Quelle: ntv.de, nsc