Angeklagter bestreitet Absicht Frau aus Mordlust vor Zug gestoßen?
09.01.2020, 11:49 Uhr
Er soll eine Frau aus Mordlust vor einen einfahrenden Zug geschubst haben. Ein halbes Jahr nach der Tat muss sich der 28-jährige Beschuldigte vor Gericht verantworten. Am ersten Verhandlungstag beteuert er seine Unschuld.
Im Prozess um den Tod einer Frau am Bahnhof im niederrheinischen Voerde hat der Beschuldigte bestritten, die 34-Jährige absichtlich vor einen einfahrenden Zug gestoßen zu haben. "Ich würde niemals Frauen schubsen", hieß es in einer von seiner Verteidigerin verlesenen Erklärung. "Ich kann mir nur vorstellen, dass ich mich bei ihr abgestützt habe." Am Tattag, dem 20. Juli 2019, sei es ihm schlecht gegangen. Sein Kopf habe sich gedreht, er habe geschwankt.
Die Staatsanwaltschaft geht dagegen davon aus, dass der 28-jährige in Deutschland geborene Serbe die ihm völlig unbekannte Frau aus Mordlust vor den Zug stieß. Er soll dabei wegen einer psychischen Erkrankung erheblich vermindert schuldfähig oder sogar ganz schuldunfähig gewesen sein. Darum hat die Staatsanwaltschaft statt einer Anklage eine Antragsschrift im Sicherungsverfahren wegen Mordes gestellt. Damit droht dem Beschuldigten statt einer Gefängnisstrafe die Unterbringung in der Psychiatrie auf unbestimmte Zeit. Seit diesem Donnerstag wird der Fall in Duisburg vehandelt. Für den Prozess sind vier Tage bis zum 31. Januar angesetzt. Zum ersten Verhandlungstag sind sechs Zeugen geladen.
Nach dem tödlichen Stoß wurde das Opfer in dem Bahnhof am Niederrhein von einem Regionalzug überrollt und starb sofort. Laut Antragsschrift der Staatsanwaltschaft rechnete die Frau nicht mit dem Angriff. Dem Beschuldigten soll es bei der Tat im Juli 2019 darauf angekommen sein, einen Menschen sterben zu sehen. Der 28-Jährige ist nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft Vater von neun Kindern. Wegen Diebstahls, Körperverletzung und kleinerer Vergehen war er zuvor zu Geldstrafen verurteilt worden.
Tat löste bundesweit Fassungslosigkeit aus
Es gebe drei Nebenkläger in dem Verfahren, sagte eine Gerichtssprecherin, machte aber keine weiteren Angaben dazu. Zwei Nebenkläger seien der relativ frisch verheiratete Ehemann des Opfers und die Schwester, teilte Rechtsanwalt Reinhard Peters mit. Die heute 14-jährige Tochter sei bei der Tat nicht dabei gewesen. Aber die Situation sei für die Jugendliche weiterhin sehr schwierig, sagte der Anwalt.
Die Tat in einer ganz alltäglichen Situation, wie sie unzählige Menschen erleben, hatte bundesweit Fassungslosigkeit ausgelöst. In Voerde gab es über Wochen Zeichen der Trauer und der Betroffenheit. Menschen legten Kerzen und Blumen auf dem Bahnsteig nieder.
Quelle: ntv.de, ibu/dpa