Skandal um Brustimplantate Hunderte Frauen verklagen TÜV
23.03.2013, 12:19 UhrEs ist einer der größten Skandale in der Geschichte der Schönheitschirurgie: Der rheinländische TÜV muss sich in Frankreich erneut wegen der Zertifizierung von Implantaten aus minderwertigem Industrie-Silikon vor Gericht verantworten. Hunderttausende Frauen in der ganzen Welt sind nach Schätzungen von den Billig-Implantaten betroffen. Jetzt soll der TÜV eine Millionen-Entschädigung leisten.

Brustimplantat-Patientinnen wird die Entfernung der Silikonkissen empfohlen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Skandal um hunderttausendfach verkaufte Brustimplantate mit Billig-Silikon hat sich der TÜV Rheinland vor Gericht verantworten müssen. Im französischen Toulon ging jetzt die mündliche Verhandlung um eine Zivilklage von rund 1600 Frauen und sechs Händlern zu Ende, die dem deutschen Prüfdienstleister im Zusammenhang mit der Zertifizierung der Implantate Schlamperei vorwerfen. Das Urteil soll am 7. Oktober gesprochen werden. Die Kläger fordern insgesamt mehr als 50 Millionen Euro Schadensersatz.
Der TÜV Rheinland weist alle Vorwürfe zurück und sieht sich selbst als Opfer. Er hatte bereits in der vergangenen Woche am Landgericht Frankenthal in Rheinland-Pfalz den Prozess um die Schmerzensgeldklage eines deutschen Billig-Silikon-Opfers gewonnen. Die zuständige Richterin befand, dass der TÜV Rheinland weder zu unangemeldeten Kontrollen beim Implantate-Hersteller noch zu konkreten Produktkontrollen verpflichtet war. Seine Aufgabe bestand demnach darin, die Produktunterlagen sowie das Qualitätsmanagement-System des Herstellers zu prüfen.
TÜV von Hersteller bewusst getäuscht
Der TÜV Rheinland hatte bereits Anfang 2011 Strafanzeige wegen Betrugs gegen das inzwischen insolvente Unternehmen Poly Implant Prothèse (PIP) erstattet. Dieses hatte zur Herstellung der Implantate jahrelang heimlich Industrie-Silikon verwendet, das zum Abdichten am Bau, aber nicht für medizinische Zwecke zugelassen ist. Weltweit sind nach Schätzungen Hunderttausende Frauen betroffen.
Der Verdacht eines möglichen Zusammenhangs zwischen PIP-Brustimplantaten und Krebserkrankungen ist bislang allerdings nicht bewiesen. Länder wie Deutschland und Frankreich haben jedoch Brustimplantat-Patientinnen empfohlen, sich ihre Silikonkissen vorsichtshalber wieder entfernen zu lassen. Gegen den PIP-Gründer Jean-Claude Mas wird am 17. April in Marseille ein Strafprozess wegen fahrlässiger Körperverletzung beginnen. Mas hat gegenüber Ermittlern eingeräumt, den TÜV Rheinland bewusst hinters Licht geführt zu haben.
Quelle: ntv.de, dpa