Panorama

Erschießung wegen Drogendelikten Indonesien will neun Ausländer exekutieren

Protestler fordern die Freilassung der Phillippinerin Veloso in Manila. Neben ihr droht auch 8 weiteren Ausländern die Hinrichtung durch ein Erschießungskommando.l

Protestler fordern die Freilassung der Phillippinerin Veloso in Manila. Neben ihr droht auch 8 weiteren Ausländern die Hinrichtung durch ein Erschießungskommando.l

(Foto: REUTERS)

Neun Ausländer stehen in Indonesien kurz vor ihrer Hinrichtung. Trotz der Proteste von Bürgern und der Missbilligung der Urteile durch die EU scheint die indonesische Regierung nicht von ihrem Vorhaben abzulassen. Angehörige machen sich auf das Schlimmste gefasst.

Angesichts der unmittelbar drohenden Hinrichtung von neun wegen Drogenhandels verurteilten Ausländern in Indonesien sind Familienangehörige und diplomatische Vertreter ihrer Heimatländer zu der Gefängnisinsel gereist, auf der die Exekution stattfinden soll. Auf der Insel Nusakambangan traf jetzt auch die Philippinerin Mary Jane Veloso als letzte Verurteilte ein, der nun möglicherweise die Hinrichtung durch ein Erschießungskommando bevorsteht.

"Ich kann nicht glauben, dass es das jetzt gewesen sein soll", sagte der Australier Chinthu Sukumaran der Zeitung "Sydney Morning Herald" vor dem Abflug nach Jakarta. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass sein Bruder Myuran doch noch mit dem Leben davonkomme. Neben einem weiteren Australier stammen die zehn Verurteilten aus Frankreich, Brasilien, Indonesien, Nigeria, Ghana und den Philippinen. Sie sollen gleichzeitig durch ein Erschießungskommando exekutiert werden.

In der philippinischen Hauptstadt Manila demonstrierten hunderte Menschen vor der indonesischen Botschaft für die Philippinerin Veloso, der nach eigenen Angaben unbemerkt Heroin in die Reisetasche gesteckt worden war. Die beiden sechs und zwölf Jahre alten Söhne der Haushälterin reisten nach Indonesien, um die womöglich letzten Stunden mit ihrer Mutter zu verbringen.

EU verurteilt Todesstrafe

Auf dem Plakat steht übersetzt: "Mary Jane Veleso. Unschuldig!" Veloso hatte ausgesagt, die Drogen seien ihr untergeschoben worden.

Auf dem Plakat steht übersetzt: "Mary Jane Veleso. Unschuldig!" Veloso hatte ausgesagt, die Drogen seien ihr untergeschoben worden.

(Foto: REUTERS)

Die Entscheidung der indonesischen Justiz führte zu heftigen diplomatischen Verwerfungen zwischen Jakarta und dem Ausland. Die EU bezog klar Stellung gegen die Hinrichtung: "Die Europäische Union ist vollkommen gegen die Todesstrafe", sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk in Brüssel. Die Todesstrafe könne "nicht die Antwort auf Drogenhandel sein".

Frankreichs Präsident François Hollande sagte, bis zum letzten Moment müsse alles getan werden, damit die Hinrichtung nicht stattfinde. Frankreichs Kontakte seien ausgeweitet worden, um die Hinrichtung des Franzosen Serge Atlaoui zu verhindern. Er selbst habe mit Indonesiens Staatschef Joko Widodo gesprochen. Australiens Außenministerin Julie Bishop versuchte nach Angaben ihres Ministeriums vergeblich, ihren indonesischen Kollegen anzurufen - ihr sei beschieden worden, dieser sei zu beschäftigt, hieß es.

Indonesien hält an seiner Linie fest

Trotz der internationalen Proteste bereiteten die indonesischen Behörden weiter die Hinrichtung vor. Entsprechende Vorkehrungen liefen, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Tony Spontana. Ein Termin stehe allerdings noch nicht fest, da noch eine richterliche Überprüfung der Verurteilung eines indonesischen Angeklagten ausstehe. Auch die laut Gesetz mindestens 72 Stunden vor Vollzug der Exekution erforderliche Benachrichtigung der Todeskandidaten habe noch nicht stattgefunden.

Der heute 51-Jährige Atlaoui war 2005 in der Nähe der indonesischen Hauptstadt in einem geheimen Ecstasy-Labor festgenommen und zwei Jahre später zum Tode verurteilt worden. Der vierfache Vater hatte stets seine Unschuld beteuert und ausgesagt, er habe lediglich Industriemaschinen in einer vermeintlichen Acrylfabrik aufgebaut, die sich als Drogenlabor entpuppt habe. Sein Anwalt sagte, er gebe "die Hoffnung bis zuletzt nicht auf", dass Atlaoui doch nicht hingerichtet werde. Sein Mandant sitze unschuldig in der Todeszelle.

Quelle: ntv.de, Presi Mandari, AFP

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