Loveparade-Unglück Keine Ermittlung gegen Sauerland
18.01.2011, 16:30 Uhr
Ein Plakat nahe der Unglücksstelle erinnert an die Toten.
(Foto: dpa)
Nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg, bei der im vergangenen Sommer 21 junge Leute den Tod fanden, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Die Beschuldigten kommen "aus dem Verantwortungsbereich der Stadt Duisburg, des Veranstalters und der Polizei", heißt es in der Mitteilung der Behörde. Namen werden offiziell nicht geannt.
Nach Informationen aus Justizkreisen wird gegen den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) nicht ermittelt. Auch gegen den Chef der Veranstalterfirma Lopavent, Rainer Schaller, werde nicht ermittelt. Unter den 16 Personen, gegen die die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt, sind elf Mitarbeiter der Stadtverwaltung, vier von Lopavent und einer von der Polizei. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft schloss Ermittlungsverfahren gegen weitere Beschuldigte nicht aus.
Wie die Behörde mitteilte, leitete sie ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung ein. Bislang hatten sich die Ermittlungen "gegen Unbekannt" gerichtet. Bei einem Gedränge am Rande der Technoparade waren am 24. Juli 2010 und in den Tagen danach 21 Menschen getötet worden. Mehrere hundert wurden verletzt. Am kommenden Montag ist das Unglück genau ein halbes Jahr her.
"Die Feststellung eines Anfangsverdachts bedeutet nicht zwingend, dass sich die Beschuldigten auch vor Gericht werden verantworten müssen", hieß es in der Mitteilung. Erst die weiteren Ermittlungen würden zeigen, ob im Einzelfall jeweils Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt werde.
Laut Staatsanwaltschaft arbeiten weiterhin mehr als 80 Ermittler an der Aufklärung der Katastrophe. Bislang wurden demnach mehr als 2100 Menschen vernommen: 1300 Loveparade-Besucher und sonstige Zeugen, 236 Polizisten, 351 Feuerwehrleute und Rettungskräfte, 215 Mitarbeiter des Veranstalters und von Sicherheitsdiensten sowie 39 Beschäftigte der Stadt Duisburg.
Die Stadtverwaltung bezeichnete die ersten Ermittlungsverfahren gegen konkrete Personen als einen normalen und auch erwarteten Schritt. Die Stadt Duisburg werde die Ermittlungen auch weiterhin unterstützen, erklärte Oberbürgermeister Sauerland, der wegen der städtischen Genehmigung der Loveparade sowie des anschließenden Umgangs mit der Katastrophe selbst in die Kritik geraten war.
Sauerland: "Keine Amtspflichten verletzt"
Sauerland unterstrich, er stehe "voll und ganz" hinter seinen Mitarbeitern. "Ich bin überzeugt, dass wir alle nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und keine Amtspflichten verletzt haben." Zugleich brachte Sauerland sein Bedauern zum Ausdruck, "dass ich in der Vergangenheit den Gefühlen der Geschädigten in vielerlei Hinsicht nicht gerecht geworden bin".
Nach dem Unglück während der Loveparade hatten sich Stadt, der Veranstalter Lopavent sowie die Polizei gegenseitig die Verantwortung für die Tragödie zugeschoben.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP