Panorama

Emder Polizei verfolgt Lynchaufrufe Lena wird zu Grabe getragen

Sargträger tragen den Sarg der ermordeten Lena auf dem Emdener Stadtfriedhof aus der Kapelle heraus.

Sargträger tragen den Sarg der ermordeten Lena auf dem Emdener Stadtfriedhof aus der Kapelle heraus.

(Foto: dpa)

In aller Stille wird die getötete Lena beerdigt. Währenddessen geht die Suche nach dem Täter weiter. Der tagelang verhörte 17-Jährige erweist sich als unschuldig. Die Polizei geht nun auch den Lynchaufrufen im Internet und auf der Straße nach und will mit "aller Härte" dagegen vorgehen.

Die ermordete Lena aus Emden ist beerdigt worden. Im engsten Familienkreis wurde der Leichnam des elf Jahre alten Mädchens auf dem Emder Stadtfriedhof beigesetzt. Nach einer Trauerfeier in der Friedhofskapelle trugen Sargträger den mit Blumen geschmückten weißen Sarg des Mädchens zur Grabstelle. Nur ein Kamerateam und eine Fotografin waren bei der Beerdigung zugelassen und bekamen feste Plätze in angemessener Entfernung von der Trauergemeinde zugewiesen.

Polizei verfolgt Lynchaufrufe

Die Polizeiinspektion befindet sich direkt neben dem Parkhaus am Wasserturm (r.).

Die Polizeiinspektion befindet sich direkt neben dem Parkhaus am Wasserturm (r.).

(Foto: dpa)

Nach den Lynchjustiz-Aufrufen im Internet gegen den inzwischen als unschuldig eingestuften Verdächtigen im Emder Mädchenmordfall forderte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ein energisches Vorgehen gegen die Urheber. "Wer hinter den Lynchaufrufen steckt, muss die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Es darf nicht toleriert werden, dass einige soziale Netzwerker glauben, in unserem Rechtsstaat Wild-West-Methoden wiederbeleben zu dürfen", erklärte GdP-Bundeschef Bernhard Witthaut.

Nach dem Sexualmord war in sozialen Netzwerken zu Gewalt gegen einen von der Polizei festgenommenen 17-jährigen Berufsschüler aufgerufen worden. Aufgrund neuer Ermittlungsergebnisse gilt der junge Mann inzwischen als unschuldig und wurde bereits aus der Untersuchungshaft entlassen. Der Berufsschüler sei aufgrund neuer Fakten auf freien Fuß gesetzt worden, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Bernard Südbeck. Er komme nicht mehr als Täter in Frage.

Aufrufe zur Lynchjustiz hatte es nicht nur online, sondern auch bei einem Auflauf von rund 50 Personen vor einer Polizeiwache gegeben. Ermittler in Emden hatten die aufgeheizte Stimmung sowie die im Internet verbreiteten Drohungen und Denunziationen mutmaßlicher Täter ebenfalls scharf kritisiert. Sie würden die Verantwortlichen mit aller strafrechtlichen Härte verfolgen, erklärten sie.

Täterprofil unverändert

Es werde nach einem Jugendlichen mit schwarzer Kleidung gesucht. "Das Profil hat sich nicht geändert", sagte Staatsanwalt Bernard Südbeck. "Unsere Ermittlungen gegen weiter in alle Richtungen." Die Ermittler hätten bereits etwa 170 Hinweise zu dem tödlichen Sexualdelikt an dem Mädchen in einem Emder Parkhaus erhalten, und es kämen immer noch neue dazu.

Schon während der Ermittlungen gegen den 17-Jährigen hatte der Staatsanwalt vor einer Vorverurteilung des Jungen gewarnt. "Daran haben wir uns sehr gestört", sagte Südbeck. Für Aufrufe zu Straftaten können Verantwortliche mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden, so der Jurist. Die Ermittler verteidigten aber ihr Vorgehen. Es habe keine Alternative zur Festnahme des Jugendlichen gegeben. Nun habe sich aber eine neue Lage ergeben, sagte Südbeck. "Wir haben jederzeit nur von einem Verdächtigen gesprochen."

Kein Alibi

Beharrlich hatte der Jugendliche bei Verhören bestritten, das Mädchen getötet zu haben. Die Ermittler hatten vor Kurzem gesagt, der junge Mann habe für die Tatzeit kein Alibi und sich bei der Vernehmung in Widersprüche verstrickt. Sie hatten allerdings auch betont, dass für den Verdächtigen die Unschuldsvermutung gelte. "Wir können noch nicht sagen, dass wir hier den absoluten Täter haben", sagte der Leiter der Mordkommission, Werner Brandt, bei einer Pressekonferenz.

Die 11-jährige Lena war am Samstag in einem Parkhaus in der Innenstadt von Emden in Ostfriesland umgebracht worden. Die Familie des Mädchens wird seit der Tat von speziell geschulten Beamten betreut. Der gewaltsame Tod von Lena hat eine Welle der Anteilnahme ausgelöst.

Quelle: ntv.de, nsc/rpe/AFP/dpa

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