Panorama

Friseure mischen Ei und Quark Natürliche Haarpackung

Ursula Weiler rührt Quark, Eigelb und Honig in einem Schälchen an. Dann gießt sie ein bisschen schwarzen Tee dazu. Schon ist die Haarpackung fertig. "Das stärkt die Haare und verleiht ihnen neuen Glanz", sagt die 49-jährige Friseurin. Empfehlen kann sie auch eine Mischung aus Avocado und Zitrone oder eine Paste aus weißem Lehm. "Natur pur" gilt im Friseursalon der gebürtigen Triererin, die alle chemischen Produkte in ihrem Laden ablehnt. Und die Kundschaft kommt: "Es gibt immer mehr Leute, die unter Allergien oder Ekzemen leiden und nur noch mit Naturprodukten behandelt werden können", sagt sie. Einmal, erinnert sie sich, kam sogar ein Mann, der 20 Jahre nicht beim Friseur war, weil er die chemischen Shampoos nicht vertrug.

Immer mehr Friseure entdecken die Marktnische Natur, sagt Betriebsberater Ernst Fischborn vom Landesverband Friseure Rheinland in Mainz. Rund zehn Prozent aller Betriebe in Deutschland hätten bereits komplett auf Produkte ohne Chemie umgestellt, weitere zehn Prozent böten einen Mix. "Wir gehen davon aus, dass das ein Trend ist, der sich weiter verstärken wird", sagt er. Zum einen, weil immer mehr Menschen unter Hautunverträglichkeiten litten. Zum anderen wegen eines allgemein wachsenden Bewusstseins für ökologische Produkte.

Haarfärbemittel aus der Hexenküche

Weiler hat sich das Wissen über Blüten, Kräuter, Öle und Säfte in den vergangenen 15 Jahren vor allem angelesen. Auslöser seien die Kinder gewesen: Diese hätten sie bewogen, sich mit einer gesunden Lebensweise zu beschäftigen. Bevor sie den Schritt zum eigenen Salon wagte, sammelte sie Erfahrungen als Angestellte in Trier, Hamburg und in der Schweiz. "Keiner aber arbeitete so konsequent wie ich jetzt nur mit Naturprodukten", sagt die Friseurmeisterin. So benutzt sie zum Färben etwa getrocknete Blütenblätter, die zu verschiedenen Jahreszeiten geerntet werden. Für Rottöne gibt sie ein bisschen Rote-Bete-Saft in ihrer "Hexenküche" dazu, für einen helleren Glanz Kamille und Rhabarberwurzel. Allerdings sind ihr Grenzen gesetzt: "Ich kann nie Blond oder Schwarz machen."

Was ohnehin gesünder ist: Denn gerade das extreme Färben führt nach Ansicht von Hautarzt Gerd Kautz in Konz bei Trier zu Allergien. "Und die können dann über den ganzen Körper streuen", sagt er. Auch Naturprodukte könnten aber Allergien hervorrufen, wenn auch seltener, sagt der Mediziner. Beispiel sei die Ringelblumenseife, die häufig Kontaktallergien auslöse. "Alles, was zu viel auf die Haut kommt, macht Allergien."

Während Weiler den Haaren etwas Gutes tut, sollen sich ihre Kunden "vor allem wohl fühlen". In 15 Minuten ist in dem kleinen Laden "Le Petit Coiffeur" (Der kleine Friseur) keiner fertig. "Bei mir braucht der Kunde mehr Zeit. Mindestens eine Stunde", sagt sie. Denn bei Räucherstäbchenduft und meditativen Klängen erwarten den Gast auch eine Bürstenmassage und - wenn er es möchte - persönliche Gespräche. "Die Kunden öffnen sich hier. Und als Friseur hat man immer ein offenes Ohr", sagt Weiler.

Von Birgit Reichert, dpa

Quelle: ntv.de

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