Neuerungen bei Rechtschreibung Jogurt und Frigidär gibt es nicht mehr und Polonäse auch nicht
10.07.2024, 08:29 Uhr Artikel anhören
Rechtschreibung ist für viele ein emotionales Thema.
(Foto: imago images/Panthermedia)
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat wieder einmal neue Regeln veröffentlicht. So wird aus Jogurt wieder Joghurt und aus Tunfisch Thunfisch. Aber nicht alles ändert sich, in einem Punkt halten die Sprachhüter ausdrücklich am Althergebrachten fest.
Während Deutschlands Schülerinnen und Schüler in die Ferien gehen, sind wieder einmal neue Rechtschreibregeln in Kraft getreten. Wobei neue Regeln den Kern der Änderungen nicht ganz trifft, vielmehr werden einige Schreibweisen, die einige Zeit auch zulässig waren, nun wieder ausgemistet.
2006 hatte Kerstin Güthert, die damalige Geschäftsführerin des Rats für deutsche Rechtschreibung, sie "Gäste auf Zeit" genannt. So galten Jogurt und Tunfisch eine Weile als richtige Schreibweisen, das ist nun vorbei. Laut der Mitteilung des Deutschen Rechtschreibrates wurden "im aktuellen Schreibgebrauch nicht oder kaum nachweisbare 'eingedeutschte' Varianten fremdsprachlicher Begriffe" gestrichen.
Das betrifft nicht nur Jogurt, für den jetzt Joghurt die richtige Schreibweise ist, und Tunfisch, der wieder zum Thunfisch wird. Auch Buklee wird zu Bouclé, Dränage wieder zu Drainage, Exposee schreibt sich wieder Exposé, Katode Kathode, Kurtage Courtage, der Panter darf wieder Panther sein, photogen ist fotogen, Polonäse wird wieder zur Polonaise und die Spagetti natürlich zu Spaghetti.
Der Frigidär schreibt sich zudem nun wieder Frigidaire. Dahinter verbirgt sich übrigens ein "kastenförmiges, einem Schrank ähnliches, gegen Wärme isoliertes und mit einem Kühlsystem ausgestattetes Behältnis, in dem leicht verderbliche Ware kühl aufbewahrt wird". Also ein Kühlschrank. Majonäse war bereits 2017 wieder zur Mayonnaise geworden.
Wie wird wirklich geschrieben?
Nach Angaben des Rechtschreibrates handelt es sich bei den Änderungen um Anpassungen, die unter anderem auf der ständigen Beobachtung der Schreibentwicklung beruhen. Grundlage ist eine digitale Textsammlung am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache mit mehr als 14 Milliarden Wortbelegen.
In der neuen Fassung wurden beispielsweise zahlreiche neue rechtschreibrelevante Fremdwörter überwiegend aus dem Englischen und anderen modernen Fremdsprachen aufgenommen. Dazu gehören unter anderem timen, mailen, liken oder Cappuccino.
Demnach berücksichtigten die Rechtschreibwächterinnen und -wächter auch neue Schreibweisen, die bislang nicht vom Amtlichen Regelwerk abgedeckt waren. Ein Beispiel dafür ist das aus dem Englischen eingewanderte Verb faken, das sich nun auch im Begriff Fake News oder Fakenews im Duden findet.
Englisch, Denglisch, Deutsch
Bei den Endungen für englische Verben sind noch zwei Varianten möglich: "geliked" und "gelikt". Eigentlich werden Verben aus dem Englischen beim Konjugieren grundsätzlich wie deutsche behandelt. Beispiele sind "surfen - surfte - gesurft" oder "jobben - jobbte - gejobbt". Zweifelsfälle waren die Verben, die in der englischen Grundform auf -e enden, wie eben "to like" oder "to fake".
Kommen bei diesen Wörtern noch einer oder mehrere Buchstaben hinzu, fällt im Deutschen die Variante mit -ed weg. Jemand kann zwar "relaxed" sein, ist aber immer "relaxter". Außerdem kann etwas "gefaked" sein, es gibt aber nur die Verwendung "gefaktes" Foto. Erwartet wird, dass sich die Variante "gefakt" durchsetzen wird. Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen haben sich bereits festgelegt, ausschließlich diese Variante zu nutzen.
Bei der Zeichensetzung können sich alle freuen, die schon - oder noch immer - bei erweiterten Infinitiven mit zu ein Komma gesetzt haben. Infinitivgruppen ("erweiterter Infinitiv mit zu") werden wieder "verbindlich durch Komma abgetrennt".
Im Kapitel Zeichensetzung wird auch ein immer wieder emotional verhandeltes Thema vorgestellt. Unter dem Stichwort "Sonderzeichen im Wortinneren" heißt es von den Sprachexpertinnen und -experten, Doppelpunkt, Unterstrich und Asterisk "gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie". Die Folgeprobleme der Verwendung dieser Sonderzeichen, die im Sinne geschlechtergerechter Schreibung alle Geschlechtsidentitäten kennzeichnen sollen, seien nicht ausreichend einschätzbar und die Entwicklung des Gesamtbereichs müsse weiter beobachtet werden.
Neubearbeitungen oder Überarbeitungen wie diese, die mit Anfang Juli in Kraft trat, werden regelmäßig vorgenommen. So sollen Veränderungen im Sprachgebrauch abgebildet werden. Meist konzentriert sich der Rat für deutsche Rechtschreibung auf prototypische orthografische Zweifelsfälle.
Quelle: ntv.de, sba