Nackte Tatsachen gegen Prüderie "Oben ohne"-Protest in Rio wächst
22.01.2015, 11:39 Uhr
Oben-Ohne-Protest in Rio: Weit mehr Journalisten und Schaulustige als Teilnehmerinnen waren vor Ort.
(Foto: REUTERS)
Öffentliches barbusiges Auftreten wird in Brasilien als "obszöner Akt" gewertet. Wer "oben ohne" erwischt wird, kann schlimmstenfalls im Gefängnis landen. Doch der Widerstand wächst.
Während in Deutschland Väterchen Frost die Menschen vor die heimischen Kamine lockt, herrscht in der südlichen Hemisphäre herrliches Sommerwetter. Was kann es da Schöneres geben, als am Strand zu liegen, nahtlose Bräune zu erhaschen oder sich nackt in die Fluten zu stürzen. Doch was hierzulande im Sommer an deutschen Nord- und Ostseestränden gang und gäbe ist, ist an Brasiliens Stränden verboten.
Trotz ihres Rufs einer freizügigen und frivolen Stadt, die nicht zuletzt von den halbnackten Karnevals-Schönheiten geprägt ist, wird in Rio selbst "oben ohne" am Strand mit Stirnrunzeln quittiert. Schlimmer noch: Laut Gesetz wird öffentliches barbusiges Auftreten in Brasilien als "obszöner Akt" gewertet. Wer "oben ohne" baden geht, muss mit harten Strafen rechnen. So kann das freizügige Baden mit einer Geldstrafe geahndet werden oder sogar ins Gefängnis führen. Laut Gesetz gilt ein Strafmaß von drei Monaten bis zu einem Jahr.
Topless-Bewegung
Dagegen formiert sich seit einiger Zeit Widerstand. Immer mehr Menschen schließen sich der sogenannten Topless-Bewegung an. So konnten Schaulustige an Rios Ipanema-Strand vor wenigen Tagen Dutzende Damen dabei beobachten, wie diese blankzogen. Gemeinsam kämpfen sie für ihre Persönlichkeitsrechte, die sie durch das Gesetz eingeschränkt sehen.
"Dies ist ein Ort für alle. Alle sollen glücklich sein. Also kommt dazu, macht mit, in der Topless-Bewegung", forderte eine der Teilnehmerinnen der alljährlichen Demonstration. Nach Angaben der Organisatoren soll den Menschen ein natürlicher Umgang mit ihrem Körper erlaubt sein. Und sie verwiesen darauf, dass sich ihre Prostbewegung einer zunehmenden Zahl von Unterstützern erfreue.
Bereits im vergangenen Jahr hatte eine "Oben ohne"-Aktion stattgefunden, um den Sommerbeginn zu feiern. Doch trotz der Anmeldung von rund 2000 Menschen auf der Facebook-Seite für den Protest tauchten am Ende nur sechs Frauen auf. "Ich habe diese puritanische Haltung in Brasilien immer seltsam gefunden, wo man im Karneval und auf den Zeitschriftencovern überall nackte Frauen sehen kann - aber topless am Strand wird als Verbrechen betrachtet", sagte Ana Rios, eine der Organisatorinnen der "Oben ohne"-Aktion, damals.
Quelle: ntv.de, dsi