Ermittlungen zu Kinderpornos Opfer werden immer jünger
13.04.2018, 02:38 Uhr
		                      Das Darknet erleichtert den Zugang zu kinderpornografischem Material.
(Foto: imago/Westend61)
Dank Hinweisen von US-Behörden kommt es auch in Deutschland häufiger zu Ermittlungsverfahren wegen Kinderpornografie. Dabei registrieren die Fahnder einen erschreckenden Trend.
Säuglinge und Kleinkinder werden nach Einschätzung des Bundeskriminalamts (BKA) zunehmend Opfer von Kinderpornografie. Der Anteil der in Videos oder auf Fotos missbrauchten Kindern unter sechs Jahren sei in den vergangenen Jahren gestiegen, sagte eine Sprecherin der Behörde den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Solche Hinweise gelangten vermehrt auch deshalb ans BKA, weil die Ermittler mit ausländischen Polizeibehörden und internationalen Kinderschutzorganisationen zusammenarbeiten.
Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität (ZIT) in Gießen registriert mehr solcher Fälle, berichten die Zeitungen. Demnach lag die Zahl der Verfahren in diesem Deliktfeld im vergangenen Jahr bei 2551. 2016 ermittelten die Staatsanwälte der ZIT laut hessischem Justizministerium noch in 1504 Fällen. Die Täter stammen häufig aus dem nahen Umfeld der Opfer. "Wir sehen häufig Videos, in denen sexualisierte Gewalt ausgeübt wird", erklärte ZIT-Staatsanwältin Julia Bussweiler. Dazu gehörten etwa Filme, in denen Kinder geschlagen oder gefesselt werden. "Auch Videos oder Fotos, in denen Säuglinge missbraucht werden, kommen oft vor."
Der Anstieg der Verfahrenszahlen sei auch auf die Zusammenarbeit mit US-Behörden zurückzuführen, berichtete die "Welt" im vergangenen Jahr. Laut den dortigen Gesetzen müssen Provider, E-Mail-Anbieter und Cloud-Dienste die Inhalte auf bekanntes kinderpornografisches Material hin filtern. In Deutschland ist das nicht vorgesehen.
Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) forderte den Einsatz von gefälschten Bildern bei Ermittlungen gegen illegale Plattformen im Internet. "Wenn wir unseren Ermittlern nicht die Möglichkeit geben, in Einzelfällen digital erstellte kinderpornografische Dateien einzusetzen, die als Eintrittskarte in geschlossene Tauschzirkel verlangt werden, werden wir kaum in der Lage sein, gegen Hintermänner und Szenegrößen vorzugehen", sagte sie den Zeitungen.
Quelle: ntv.de, ino/dpa