Mitarbeiter rebellieren gegen "Protz-Bischof" Papst Franziskus rügt die Geldgier
21.10.2013, 19:49 Uhr
Papst Franziskus und sein Problemfall Tebartz-van Elst.
(Foto: dpa)
Alle Worte, die der Heilige Vater spricht, werden auf die Goldwaage gelegt. Vor allem, wenn es kircheninterne Skandale gibt. Der Besuch des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst ist jedenfalls begleitet von einer deutlichen Ansprache des Papstes.
Als Franziskus ins Amt kam, eilte ihm der Ruf des "Papstes der Armen" bereits voraus. Seine Bescheidenheit sorgte dafür. Und dass er sich oft mit den Schwächsten zeigt, keine Berührungsängste hat. Ausgerechnet am Morgen des Tages, an dem er den gescholtenen deutschen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu einer Art Beichtstunde empfangen sollte, machte der Heilige Vater nochmal klar, was er so denkt über Reich und Arm.
"Geldgier zerstört Menschen, Familien und Beziehungen zwischen den Menschen", sagte der Pontifex während seiner Predigt in der Frühmesse. Und weiter: "Das ist das erste, was die Gier erzeugt: sie zerstört." Hänge ein Mensch zu stark am Monetären, zerstöre das ihn selbst und auch seine Familie.
Kurz danach hat Tebartz-van Elst in Rom die Gelegenheit, Papst Franziskus seine Sicht der Dinge über die heimatlichen Bauaktivitäten zu vermitteln. Doch die Sitzung ist kurz, dauert nur 20 Minuten. Vatikan-Experte Andreas Englisch vermutete gegenüber der "Huffington Post", dass Papst Franziskus Klartext mit dem Skandal-Bischof geredet hat. "Der Papst wird auf den Tisch gehauen haben. Er wird gesagt haben, dass er für eine andere Kirche steht, für eine Kirche, die für die Armen da ist. Er wird deutliche Worte gefunden haben. Franziskus hat eine diametral andere Auffassung von Kirche als Bischof Tebartz-van Elst, das hat er jahrelang als argentinischer Kardinal gepredigt."
Konkrete Einzelheiten drangen bisher aber nicht nach außen. Aus der Diözese im Limburg heißt es schlicht: Der Bischof sei "dankbar für die sehr ermutigende Begegnung." Über Details sei mit dem Papst Vertraulichkeit vereinbart worden. Eine solche Meldung zu verbreiten, muss der Verwaltung in Limburg zurzeit schwerfallen – denn dort geht es offenbar drunter und drüber. Laut "Spiegel Online" sind seit Tagen neben dem Bischof selbst auch andere wichtige Entscheidungsträger in Deckung gegangen. Die Folge: Nichts geht mehr. Der Druck eines Gesangbuches steht offenbar an, inklusive des fehlenden endgültigen Vorwortes des Oberhirten; dazu müssten einige neue Pfarrer ins Amt gebracht werden, was ohne die Chef-Unterschrift nicht geht.
Rückkehr wird "schwierig"
Domdekan Günther Geis ist es, der die Frustration der Mitarbeiter in der aktuellen Bistumszeitung auf den Punkt bringt: "Die gegenwärtige Situation ist kaum noch auszuhalten." So könne es nicht weitergehen. "Es muss im Bistum Limburg einen Neuanfang mit einem neuen Bischof geben." Das ist eindeutig. Und das Kollegium hat wohl auch schon gehandelt: "Bild.de" berichtet sogar, dass es einen gemeinsamen Brief an den Bischof gebe. Darin: die Forderung nach einem Rücktritt. Bei einem Gespräch mit dem stellvertretenden Generalvikar Prälat Helmut Wanke soll es zudem lautstark zugegangen sein. Die Hauptfrage: "Wer ist hier eigentlich noch der Chef?"
Die Mutmaßungen, die kursieren, beantworten diese Frage nicht. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode etwa sagt, dass eine Rückkehr des Gescholtenen an seinen Arbeitsplatz "ganz schwierig" werde. "Es ist natürlich inzwischen die ganze Situation so verfahren, dass etwas geschehen muss." Es gebe "bis in den Grund" wieder eine Vertrauenskrise, so Bode. Er sehe nicht, wie der Bischof seinen Dienst dort vernünftig ausüben können sollte.
Auch Albert Schmid, Chef des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, hält eine Rückkehr Tebartz-van Eltsts für "eher unwahrscheinlich". Aber: "Der Papst wird kein Schnellrichter sein", sagte er in einer Talkshow. Die Deutsche Bischofskonferenz wünscht sich aber schnelle Schritte. Ihr Vorsitzender Robert Zollitsch, der bereits mit dem Papst über den "Protz-Bischof" intensiv gesprochen hat, betont immer wieder, dass es bereits jetzt große negative Folgen für die Kirche gebe. Baldiges Handeln sei daher gefragt.
Quelle: ntv.de, tes