Benedikt spricht Segen "Urbi et Orbi" Papst fordert Frieden
08.04.2012, 12:58 Uhr
Der Papst spricht den von vielen erwarteten Segen.
(Foto: AP)
Mit dem Segen "Urbi et Orbi" erreichen die Osterfeierlichkeiten auf dem Petersplatz ihren Höhepunkt. Papst Benedikt wünscht den Gläubigen in der Welt ein frohes Osterfest, erinnert in seiner Botschaft zuvor aber auch an die Probleme in der Welt. Vor allem in den Brennpunkten in Afrika und Syrien ruft der Pontifex zu Frieden und Stabilität auf.
Papst Benedikt XVI. hat von der Mittelloggia des Petersdoms aus am Ostersonntag den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis) gesprochen. Vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz verlas Benedikt zudem in 65 Sprachen Osterwünsche, die von Fernseh- und Radiosendern weltweit übertragen wurden. Auf Deutsch sagte er: "Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch." Bei eher kühlem Frühlingswetter folgte die Menge auf dem mit Blumen festlich geschmückten Petersplatz diesem Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten.
In seiner Osterbotschaft rief Benedikt eindringlich zu Frieden, Stabilität und Religionsfreiheit in der Welt auf. Nach der Ostermesse wandte sich Benedikt vor Zehntausenden von Gläubigen und Touristen auf dem Petersplatz vor allem den brennenden Problemen in Syrien und in Afrika zu. "Die Hoffnung muss in dieser Welt unweigerlich mit der Härte des Bösen rechnen", warnte das Kirchenoberhaupt der Katholiken.
Benedikt spricht Notleidenden Mut zu
"Besonders in Syrien sollte das Blutvergießen enden und unverzüglich der Weg der Achtung, des Dialogs und der Versöhnung eingeschlagen werden", forderte der knapp 85-jährige Benedikt. Die vielen syrischen Flüchtlinge bräuchten humanitäre Hilfe, Aufnahme und Solidarität, um ihre schmerzlichen Leiden zu mindern.
Der Papst ermunterte das irakische Volk, sich mit allen Kräften um Entwicklung und Stabilität zu bemühen. "Im Heiligen Land mögen Israelis und Palästinenser mutig den Friedensprozess wieder aufnehmen", sagte er. Benedikt sprach den Christen Mut und Hoffnung zu, die wegen ihres Glaubens "unter Diskriminierung und Verfolgung zu leiden haben".
Versöhnung wünschte Benedikt den leidenden Bevölkerungen am Horn von Afrika. "Dem Staat Mali, der einen politisch heiklen Moment erlebt, schenkt der glorreiche Christus Frieden und Stabilität", sagte der Pontifex. "Nigeria war in letzter Zeit Schauplatz blutiger terroristischer Überfälle", klagte Benedikt. Am Sonntag gab es einen erneuten Anschlag auf eine Kirche dort, möglicherweise begangen von islamistischen Terroristen.
"Wer glaubt, ist nicht allein"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, würdigte in seiner Osterpredigt die Freiheitsbewegungen in Nordafrika und den Ländern des Nahen Ostens. Der Arabische Frühling sei zum Inbegriff einer um sich greifenden Freiheitsbewegung geworden, die bis heute andauere, sagte der katholische Geistliche laut Redetext beim Pontifikalamt im Freiburger Münster.
"Immer mehr Menschen lassen sich in einer globalisierten Welt nicht mehr einzwängen in Diktaturen. Sie lehnen sich auf gegen Unterdrückung, sie zeigen Flagge, wenn sie ihrer grundlegenden Freiheitsrechte beraubt werden." Ostern, das "Hochfest der Auferstehung", sei die größte Freiheitsbewegung der Weltgeschichte, fügte der Freiburger Erzbischof hinzu.
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa wandte sich in seiner Predigt gegen Egoismus und Genusssucht. Er deutete das Motto "Wer glaubt, ist nicht allein" von Papst Benedikt XVI. als "Wort der Anfechtung des Egoismus und der Selbstherrlichkeit, der Geltungssucht, Habsucht und Genusssucht". Was den Menschen schon als soziales Wesen existenziell gefährde, "das trennt ihn auch vom Leben Gottes."
Bischöfe wollen Mut machen
Der Fuldaer katholische Bischof Heinz Josef Algermissen rief die Menschen zu mehr Gestaltungswillen für eine bessere Zukunft auf. "Ohne Hoffnung auf Zukunft wird für uns Menschen die Gegenwart unerträglich." Deshalb gebe es nur zwei Optionen: "Entweder setzen wir auf Zukunft, in die wir selbst eingeschlossen sind, oder wir entwickeln uns zu Depressiven und Dauernörglern am real existierenden Leben." Auch der Bischof des Bistums Erfurt, Joachim Wanke, rief in seiner Osterpredigt zu mehr Lebensmut auf.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ermutigte die Menschen, sich an Ostern "auf Unerwartetes, Überraschendes einzulassen, innerlich aufzubrechen, weiterzugehen". Die zu starre Festlegung auf alte Muster und Gewohnheiten könne den rechten Blick auf das Leben verstellen, sagte der katholische Bischof laut einer Mitteilung.
Monti nimmt an Gebet in Jerusalem teil
Auch in Jerusalem wurden die Osterfeierlichkeiten fortgesetzt. Hunderte Christen versammelten sich in der Grabeskirche in Jerusalems Altstadt, wo der lateinische Patriarch Fuad Twal das traditionelle Gebet der katholischen Glaubensgemeinschaft zelebrierte. Der 71-jährige Twal ist der höchste Repräsentant der katholischen Kirche im Heiligen Land.
Vor der Grabeskirche drängten sich zahlreiche Touristen, die die heiligste Stätte der Christen besuchen wollten. Nach christlicher Überlieferung steht die Kirche am Ort der Kreuzigung und Wiederauferstehung von Jesus Christus.
Auch der italienische Regierungschef Mario Monti nahm an dem Morgengebet in der Jerusalemer Grabeskirche teil. Er war am Vorabend nach einem Besuch im Libanon in Israel eingetroffen. Nach Gesprächen mit israelischen Repräsentanten wollte er auch die Palästinenserführung in Ramallah besuchen.
Quelle: ntv.de, dpa