Nächtliche Eskalation in Oberhausen Polizist erschießt Mann im Präsidium
05.08.2015, 08:58 Uhr
Nacht auf der Polizeiwache: Ein junges Paar und ein 39 Jahre alter Mann sitzen vor den Beamten, es gibt ein Problem. Der Mann sticht auf den 21-Jährigen vor ihm ein. Ein Polizist greift daraufhin zur Dienstwaffe.
Ein Polizist hat im Polizeipräsidium Oberhausen einen 39 Jahre alten Mann erschossen. Der Mann sei mit einem Messer bewaffnet gewesen und habe die Beamten bedroht, sagte ein Sprecher der Polizei Essen.
Gegen 3 Uhr sei es in einem Vorraum des Präsidiums zu einem Streit zwischen dem Mann und einem anderen gekommen. Dabei habe der 39-Jährige mit dem Messer auf den 21-Jährigen eingestochen, sagte ein Polizeisprecher. Beamte hätten den Mann mehrfach aufgefordert, das Messer niederzulegen - das habe der Bewaffnete aber nicht getan. Ein Polizist habe daraufhin mehrere Schüsse abgefeuert.
Der Angreifer starb noch vor Ort an seinen Verletzungen. Der junge Mann wurde schwer verletzt. Es bestehe aber keine Lebensgefahr, sagte der Sprecher. Der Angegriffene war mit seiner Freundin auf dem Präsidium. Ob das Paar den älteren Mann kannte und wie es zu dem Streit kam, ist bisher unklar.
Auch müsse noch geklärt werden, ob der Polizist vor den tödlichen Schüssen einen Warnschuss abgegeben hat, sagte der Sprecher. Derzeit würden alle Zeugen befragt. Die Spurensicherung sei vor Ort.
Schüsse zur Nothilfe sind erlaubt
Polizisten dürfen nach Angaben des Innenministeriums aus zwei Gründen schießen: aus Notwehr oder aus Nothilfe für andere. Nach einem Vorfall prüft standardmäßig die Staatsanwaltschaft, ob der Schusswaffengebrauch rechtmäßig war. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte nach den bisherigen Stand der Ermittlungen Verständnis für die Reaktion des Beamten: "Den Kollegen wird im Training beigebracht, nach einer erfolglosen Warnung zu schießen", sagte der GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert.
Einen Warnschuss oder einen Schuss zum Beispiel in die Beine müsse ein Polizist nur abgeben, wenn ihm bei einem Angriff ausreichend Zeit dafür bleibe. Plickert erinnerte trotz des Todesopfers daran, dass auch der Polizist nach dem tödlichen Schuss betreut werden müsse: "Unser Berufsbild ist darauf ausgerichtet, Menschen zu helfen und nicht darauf, sie zu töten." Die Schüsse in Oberhausen seien auch ein Zeichen eines gesellschaftlichen Problems, sagte der GdP-Vorsitzende weiter. "Heutzutage scheint jeder mit einem Messer durch die Gegend zu laufen." Die Hemmschwelle zur Gewalt sei wesentlich geringer geworden.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa