Nach Reaktorkatastrophe in Fukushima Reis radioaktiv verseucht
17.11.2011, 07:31 Uhr
Ein verseuchter landwirtschaftlicher Betrieb.
(Foto: AP)
Erst kürzlich stellen Forscher fest: Cäsium verseucht weite Teile von Japans Osten sowie Nordosten. Nun wird erstmals klar, dass auch Reis aus der Gegend radioaktiv kontaminiert ist. Doch die Regierung bemüht sich um Schadensbegrenzung und hält alles für "kein ernstes Problem".
In Japan sind erstmals seit dem überhöhte Werte an radioaktivem Cäsium in Reis gemessen worden. Regierungssprecher Osamu Fujimura kündigte daraufhin an, ein Lieferverbot für Reis aus Onami, einem Stadtteil Fukushimas, zu prüfen. Er versicherte zugleich, dass der betroffene Reis nicht auf den Markt gelangt sei, da die Tests vor einer Auslieferung erfolgt seien. Dabei waren 630 Becquerel pro Kilogramm gemessen worden. Der vom Staat festgesetzte Grenzwert beträgt 500 Becquerel. Reis ist ein Grundnahrungsmittel der Japaner.

Der Katastrophenreaktor in Fukushima.
(Foto: REUTERS)
Bereits im September waren in Reis aus dem Ort Nihonmatsu in der Provinz Fukushima bei vorläufigen Tests 500 Becquerel an Cäsium gemessen worden. Spätere Messungen ergaben jedoch Werte im zulässigen Bereich.
Die Regierung versuchte, das neue Testergebnis in Onami herunterzuspielen. "Ich habe gehört, dass das kein ernstes Problem wird", wurde Regierungssprecher Fujimura zitiert. Man werde weiter versuchen, eine Ausbreitung unbegründeter Gerüchte über radioaktiv verseuchte Produkte aus Japan zu verhindern, wurde Fujimura von der Nachrichtenagentur Kyodo zitiert.
Boden total belastet
Nach einer Anfang der Woche veröffentlichten ist der Boden in weiten Teilen Ost- und Nordostjapans mit Cäsium 137 verseucht. In der Präfektur Fukushima liege die Belastung über dem Grenzwert von 5000 Becquerel je Kilogramm Boden, in den Nachbarprovinzen Miyagi, Tochigi und Ibaraki nur knapp darunter. Dort seien unbedingt detaillierte Messungen nötig, da die Kontamination lokal stark schwanken könne, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Proceeding" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS).
Anhand meteorologischer Daten vom 20. März bis 19. April hatten die Forscher jene Cäsium-137-Mengen abgeschätzt, die in die Atmosphäre und auf den Boden in sämtlichen Präfekturen Japans gelangten. Viele Japaner hoffen, dass es dem Staat dennoch gelingt, Bauernhöfe, Schulen und anderen Gebäude von radioaktiven Partikeln zu befreien. Im kommenden Jahr soll eine Dekontaminationsaktion beginnen. Dabei müssen gewaltige Bodenmengen entsorgt werden.
Quelle: ntv.de, dpa