Hoffnungsschimmer nach 18 Stunden Retter ziehen sechs Kumpel aus der Tiefe
14.05.2014, 09:54 Uhr
Die Rettungsaktion wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Denn unter Tage geht der Sauerstoff aus.
(Foto: dpa)
Hunderte Bergarbeiter sind noch in der Kohlegrube von Soma eingeschlossen. Ob sie noch gerettet werden können, ist fraglich. Mut macht Angehörigen und Einsatzkräften ein Erfolgerlebnis am Morgen: Sechs Kumpel erblicken wieder das Tageslicht.
Mehr als 18 Stunden nach dem Grubenunglück in Soma im Westen der Türkei haben Rettungskräfte offenbar sechs weitere Überlebende geborgen. Unklar sei, ob die Männer verletzt seien, berichtete die Zeitung "Hürriyet". Auch auf Live-Bildern des Fernsehens - n-tv überträgt derzeit ebenfalls Aufnahmen der Rettung - war zu sehen, wie Lebende aus dem Stollen geholt wurden. Aber auch weitere offenbar Tote wurden abtransportiert.
Weiterhin sind aber Hunderte Kumpel unter Tage eingeschlossen. Als der Stollen einbrach, waren 787 Bergleute unter Tage, 205 Tote sind bereits geborgen worden. Von 363 lebend Geretteten war zuletzt die Rede. Es ist wahrscheinlich, dass zu den Todesopfern weitere hinzukommen.
Auslöser des Unglücks war eine Explosion, die durch einen defekten Trafo entstanden war. Daraufhin stürzte der Stollen ein. Seither versuchen Retter in einer dramatischen Aktion, die Kumpel zu bergen. Dies gestaltet sich schwer, weil einige Kumpel in nicht zugänglichen Bereichen eingeschlossen sind.
Türkei steht vor Staatstrauer
Ein weiteres Problem ist die Versorgung mit Sauerstoff. Durch den Brand, der noch immer nicht unter Kontrolle ist, geht die Luft zum Atmen zur Neige. Von der Erdoberfläche aus wird versucht, Luft in die Tiefe zu pumpen.
Die Rettungsarbeiten werden von Dutzenden Angehörigen der Kumpel beobachtet. Auch Politiker der Opposition sowie Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan haben sich angekündigt oder sind schon vor Ort. Erdogan rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Erdogans Regierungspartei ist im Zusammenhang mit dem Unglück in die Kritik geraten. Angeblich hatte die AKP die Oppositionsforderung nach einer Überprüfung der Zeche zurückgewiesen. Der Betreiber gibt dagegen an, die letzte Kontrolle habe es vor zwei Monaten gegeben.
In der Türkei kommt es immer wieder zu tödlichen Grubenunfällen. Mehrfach gab es in den vergangenen Jahren Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen oder es wurden veraltete Arbeitsgeräte eingesetzt. Das folgenschwerste Unglück der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich 1992 in einem Bergwerk in der Provinz Zonguldak. Dort starben bei einer Gasexplosion 263 Menschen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa