Rettungskräfte blockiert Kritik an Klimaaktivisten wächst, Polizei stellt Strafanzeige
01.11.2022, 14:44 Uhr
Bei dem Unfall wurde eine Frau schwer verletzt und der Fahrer des Betonmischers von einem Unbekannten mit einem Messer angegriffen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach einem Unfall in Berlin treffen die Rettungskräfte verspätet am Unglücksort ein, Klimaaktivisten hatten Straßen blockt. Die Politik zeigt sich entsetzt, Klimaforscher Latif erklärt: "Das Vorgehen der Klima-Kleber ist völlig inakzeptabel". Gegen zwei Aktivisten wird eine Strafanzeige gestellt.
Nach einem durch Klimablockaden behinderten Einsatz von Rettungskräften bei einem Verkehrsunfall hat die Berliner Landesregierung die Aktivisten ermahnt, keine Menschenleben zu gefährden. "Klimaproteste dürfen keine Menschen in Gefahr bringen", erklärte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch von den Grünen. Wenn dies so gewesen sei, dann sei das "schlicht entsetzlich" und dürfe nicht wiederholt werden.
Es sei zu klären, inwieweit die Aktivisten Schuld daran hätten, dass einer von einem Betonmischer überrollten Radfahrerin nicht schneller habe geholfen werden können, forderte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey von der SPD. Dies sei die Aufgabe von Polizei und Gerichten. Grundsätzlich sei die Gefährdung von Menschenleben "durch nichts zu rechtfertigen", erklärte Giffey weiter.
Auch die Berliner Oppositionsparteien kritisierten die Klimaaktivisten scharf. "Das Leben einer jungen Frau steht auf dem Spiel, weil Klimachaoten die Berliner Straßen blockieren", erklärte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Balzer. Die Justiz müsse mit all ihren Möglichkeiten durchgreifen. Das Strafmaß müsse ausgeschöpft werden.
Auch Klimaforscher entsetzt
Der bekannte Klimaforscher Mojib Latif zeigte sich ebenfalls von den Aktionen der Demonstranten entsetzt: "Es ist furchtbar und kontraproduktiv. Das Vorgehen der Klima-Kleber ist völlig inakzeptabel. Diese Leute machen mit ihren Aktionen mehr kaputt, als sie erreichen wollen", sagte er der "Bild"-Zeitung.
Die Radfahrerin war am Montagmorgen in der Hauptstadt von einem Betonmischer erfasst und überrollt worden. Dabei erlitt sie laut Polizei "schwerste, lebensgefährliche Verletzungen". Feuerwehr-Einsatzkräfte mit Spezialgeräten standen wegen Protesten von Klimademonstranten auf der Stadtautobahn A100 im Stau und trafen erst verspätet am Unfallort ein, weshalb an der Unfallstelle improvisiert werden musste, wie die Feuerwehr betonte. Ein Sprecher bekräftigte, dass es ohne die Blockierer an der Stelle nicht zum Stau gekommen wäre.
Die Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" teilten am Montag mit, dass einige von ihnen auf der Stadtautobahn protestiert und den Verkehr unterbrochen hätten. Die Gruppe könne nicht ausschließen, dass die Verspätung des Fahrzeugs "auf einen durch uns verursachten Stau zurückzuführen ist". Die Klimaschutz-Protestgruppe sorgte zuletzt fast täglich mit Blockaden für erhebliche Behinderungen auf Berliner Straßen.
Inzwischen hat die Berliner Polizei Strafanzeige gegen zwei Aktivisten der Gruppe gestellt. Die Anzeigen seien wegen unterlassener Hilfeleistung und der Behinderung hilfeleistender Personen geschrieben worden, sagte ein Polizeisprecher.
Angriff auf Unfallfahrer
Bei dem Unfall war es außerdem zu einem gewalttätigen Übergriff auf den 64-jährigen Fahrer des Betonmischers gekommen. Ein Unbekannter griff ihn mit einem Messer an und floh anschließend vom Unfallort.
Die Berliner Polizei sucht nun nach dem Mann, der den Betonmischer-Fahrer angegriffen hat. Der Angreifer sei bislang nicht bekannt, sagte eine Polizeisprecherin. Die Ermittlungen zu der Attacke und zum Unfallhergang dauern an.
Quelle: ntv.de, lar/AFP/dpa