Panorama

Vierfachmord von Annecy Schüsse "mitten in den Kopf"

Im Haus der Familie suchen Kriminaltechniker nach Hinweisen.

Im Haus der Familie suchen Kriminaltechniker nach Hinweisen.

(Foto: AP)

Noch stehen die Ermittler bei ihrer Aufklärungarbeit ganz am Anfang. Doch nun steht fest, der irakische Geschäftsmann, seine Frau und eine weitere Verwandte sowie ein zufällig vorbeikommender Radfahrer sind kaltblütig erschossen worden. Ansonsten gibt es viel mehr Fragen als Antworten.

Die Opfer des Vierfachmordes in Frankreich sind laut Autopsiebericht durch jeweils zwei Kopfschüsse getötet worden. Den zwei Männern und zwei Frauen sei "mitten in den Kopf" geschossen worden, sagte Staatsanwalt Eric Maillaud im ostfranzösischen Annecy. Am Tatort seien in etwa 25 Patronenhülsen gefunden worden. Zu der oder den verwendeten Waffen wollte er keine Angaben machen.

Um den Mord an dem 50-jährigen Saad al-Hilli, seiner Frau, einer älteren Verwandten des Paares sowie an einem französischen Radfahrer aufzuklären, würden nun alle Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld der Familie al-Hilli befragt, sagte Maillaud. Dies betreffe auch alle Familienangehörigen.

Der Staatsanwalt kündigte an, dass es von nun an keine täglichen Pressekonferenzen zu dem Fall mehr gebe. Die Ermittler gingen nur noch an die Öffentlichkeit, wenn bedeutende Fortschritte verkündet werden könnten.

Polizisten durchsuchen Haus

Inzwischen hat die Polizei damit begonnen, das zu durchsuchen. Für die Ermittlungen seien auch insgesamt vier Polizisten aus Frankreich nach Großbritannien gereist, teilte die französische Staatsanwaltschaft mit.

Vor dem Haus der Familie legt ein Polizist Blumen nieder.

Vor dem Haus der Familie legt ein Polizist Blumen nieder.

(Foto: AP)

Ob die Fahnder in der Villa irgendwelche Hinweise auf den Hintergrund der Bluttat fanden, blieb zunächst unbekannt. Die Hausdurchsuchung werde "sehr lange" dauern, hieß es aus Ermittlerkreisen. Die Familie soll Aussagen von Bekannten zufolge überstürzt in den Campingurlaub nach Annecy aufgebrochen sein.

Auch der Bruder des getöteten britischen Familienvaters Saad al-Hilli soll von französischen Ermittlern befragt werden. Die nach London entsandten Polizisten aus Frankreich stimmten sich dazu mit den britischen Ermittlern ab. Der Bruder werde "wie alle anderen, die die Opfer kannten", befragt. Der Bruder war zuvor bereits von selbst bei der britischen Polizei erschienen, um Informationen zu dem Mord zu bekommen. Zudem bestritt er Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder.

Bei der Suche nach dem oder den Tätern des kaltblütigen Mordes sollen nun auch die Nachbarländer Frankreichs helfen. "Alle Nachbarländer wurden mobilisiert", sagte Maillaud, wobei er insbesondere Italien und die Schweiz hervorhob. Dabei gehe es vor allem um Wachsamkeit hinsichtlich einer möglichen Flucht der Täter.

Familienmitglieder bei Mädchen

Unterdessen sind in Frankreich zwei Mitglieder der Familie eingetroffen, um sich um die beiden überlebenden Mädchen des Mordfalles zu kümmern, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter mitteilte. Sie würden von britischen Sozialarbeitern begleitet.

Der 50-jährige Computer-Ingenieur mit Wurzeln im Irak, seine Ehefrau und eine ältere irakisch-stämmige Frau mit schwedischem Pass waren am Mittwoch in ihrem Auto auf einem  Waldparkplatz in der Nähe von Annecy in Ostfrankreich erschossen  worden. Ein französischer Radfahrer, der möglicherweise zufällig am Tatort war, erlitt ebenfalls tödliche Schussverletzungen.

Die beiden Töchter des getöteten Ehepaares überlebten. Die Siebenjährige mit Schuss- und Schlagverletzungen wurde in ein künstliches Koma versetzt, ist aber außer Lebensgefahr. Ein vierjähriges Mädchen überlebte das Massaker wie durch ein Wunder unverletzt, nachdem sie sich im Fußraum des Autos unter den Beinen ihrer toten Mutter Schutz gesucht hatte.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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