Lebenslang für Fritzl Schuldig in allen Punkten
19.03.2009, 16:27 UhrIm Prozess um das Inzest-Drama von Amstetten ist Josef Fritzl zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die acht Geschworenen am Landesgericht in Sankt Pölten befanden ihn unter anderem des Mordes für schuldig und verhängten die Höchststrafe. Der 73-jährige akzeptierte das Urteil und wird nun in eine psychiatrische Haftanstalt, eine "geschlossene Anstalt für abnorme Rechtsbrecher", verlegt.
Nach vier Prozesstagen sprachen die Geschworenen den Inzesttäter einstimmig in allen Anklagepunkten für schuldig, darunter Inzest, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und Sklaverei. Am schwersten wog der Schuldspruch wegen Mordes durch Unterlassen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Fritzl es bewusst unterließ, eines der sieben mit seiner Tochter gezeugten Kinder von einem Arzt behandeln zu lassen. Der Junge starb 1996 nur 66 Stunden nach seiner Geburt. Elisabeth Fritzl hatte ihren Vater vergeblich um Hilfe angefleht.
Nichts anderes zu erwarten
Josef Fritzl nahm den Schuldspruch ohne besondere Regung auf und verzichtete auf Rechtsmittel. "Ich nehme das Urteil an", wiederholte er mehrmals. Der 73-Jährige hatte am Vortag überraschend ein volles Geständnis abgelegt. Fritzl betrachte das Urteil als gerecht, sagte sein Anwalt Rudolf Mayer. Angesichts von Mord, 3000-facher Vergewaltigung und 24 Jahren der Einkerkerung seiner Tochter im Keller seines Hauses sei nichts anderes zu erwarten gewesen.
Verantwortung bis zum Tod
Elisabeth Fritzl meldete sich zum Abschluss des Prozesses zum ersten Mal öffentlich zu Wort. Über ihre Anwältin Eva Plaz ließ sie erklären, sie wünsche, dass ihr Vater nie mehr in Freiheit kommt: "Sie will, dass der Angeklagte bis zum Tod zur Verantwortung gezogen wird", sagte die Anwältin.
Das Urteil wurde sofort rechtskräftig. Es bedeutet, dass der 73-jährige Fritzl in eine Anstalt für psychisch abnorme Rechtsbrecher kommt. Eine psychiatrische Gutachterin hatte ihm beim Prozess eine schwere Persönlichkeitsstörung und anhaltende Gefährlichkeit bescheinigt. Eine Entlassung wäre "rein theoretisch" und frühestens nach 15 Jahren denkbar, sagte Gerichtssprecher Franz Cutka. Weil Fritzl selbstmordgefährdet ist, wird er weiterhin psychiatrisch betreut.
Quelle: ntv.de