Maskenstreit in Südstaaten USA hadern mit neuer Corona-Welle
18.08.2021, 18:20 Uhr
Gouverneur Greg Abbott spricht sich vehement gegen eine Maskenpflicht an texanischen Schulen aus.
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Die Corona-Pandemie hat den Süden der USA wieder fest im Griff. Während der texanische Gouverneur sich mit Corona ansteckt, spaltet eine Maskendebatte die Gemüter. Unterdessen schnellen die Fallzahlen nach oben.
Er ist einer der größten Kritiker von Corona-Schutzmaßnahmen - aber jetzt hat es auch Greg Abbott, Gouverneur des US-Bundesstaates Texas, erwischt: Er ist positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte sein Büro am Dienstag mit. Noch am Tag zuvor hatte er gemeinsam mit zahlreichen Parteifreunden an einer Veranstaltung in einem geschlossenen Raum teilgenommen - natürlich ohne Maske. Abbott ist laut seinem Büro wohlauf und zeigt keine Symptome. Er habe sich in seiner Residenz in Selbstisolation begeben. Seine Frau Cecilia Abbott wurde den Angaben zufolge negativ getestet.
Abbott gehört zu den Gouverneuren in den USA, die sich am deutlichsten gegen Vorschriften zum Tragen einer Maske zum Schutz vor Corona ausgesprochen haben. Per Dekret untersagte er auch allen Regierungsbehörden sowie Einrichtungen, die öffentliche Mittel erhalten, verpflichtende Vorgaben zu Impfungen zu machen. Mehrere texanische Schulbezirke erließen aber auf eigene Faust Regelungen zum Tragen von Masken.
Vom politischen Gegner kommt Kritik: Der Gouverneur habe in der Pandemie politische Erwägungen von Anfang an "über die öffentliche Gesundheit gestellt", schrieb der ehemalige demokratische Präsidentschaftskandidat und Ex-Bürgermeister der texanischen Stadt San Antonio, Julian Castro, auf Twitter. Er hoffe, dass der Gouverneur seine Haltung zu einer Maskenpflicht in den Schulen überdenken werde, so Castro.
Florida streitet sich um Masken an Schulen
Auch in Florida tobt ein aus europäischer Sicht skurriler Streit über Masken. Der Bildungsausschuss des Bundesstaates vermeldete nun, dass zwei Schulbezirke gegen staatliches Recht verstießen, indem sie von Schülern ohne medizinische Ausnahmegenehmigung das Tragen von Masken verlangten. Die Politiker beschlossen einstimmig, Sanktionen zu erwägen. Das berichtete unter anderem die "Washington Post".
Der Beschluss stieß auf viel Gegenwind. Besonders Demokraten zeigten sich empört. So schrieb Nikki Fried, Leiterin von Floridas Landwirtschaftsministerium, auf Twitter: "Ihr solltet euch alle schämen. Wie peinlich, dass ihr mehr Angst vor dem Gouverneur habt als um die Leben eurer Kinder und Lehrer, die schon jetzt in Rekordzahlen krank werden und sterben."
Schon zuvor hatte der republikanische Gouverneur Floridas, Ron DeSantis, damit gedroht, jenen Bezirken Gelder vorzuenthalten, die eine Maskenpflicht an Schulen durchsetzten. Er argumentierte, dass die Eltern allein entscheiden sollten, ob ihre Kinder in der Schule Masken tragen sollten oder nicht.
Corona-Fallzahlen schnellen in die Höhe
Die Maskendebatte fällt mitten in einen erneuten rasanten Anstieg der Corona-Fallzahlen. Die Zahl der neuen Fälle ist so hoch wie seit dem Winter nicht mehr. Besonders der Südosten der USA ist davon betroffen. So vermeldete Mississippi einen 98-prozentigen Zuwachs an Neuinfektionen in den vergangenen 14 Tagen, wie aus Zahlen der "New York Times" hervorgeht. Auch die Bundesstaaten Florida, Tennessee und Louisiana sind auf der Corona-Karte tiefrot gefärbt. Florida verzeichnet 115 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern und belegt damit unter allen US-Staaten den traurigen ersten Platz.
Bei der Hospitalisierungsrate ist ein ähnlicher Trend zu erkennen. Auch hier führt Florida die Liste an mit knapp über 16.000 Corona-Patienten. Auf dem zweiten Platz folgt Texas mit insgesamt fast 12.000 Krankenhausfällen. Umliegende Staaten vermelden ebenfalls hohe Zahlen: In Alabama, Florida, Georgia, Mississippi und Texas sind die Intensivstationen bereits über 90 Prozent gefüllt. US-weit liegt die Belegungsquote bei 75 Prozent. Am Dienstag meldeten die Bundesbehörden 88.000 Amerikaner, die mit Covid-Diagnose im Krankenhaus liegen. Das ist die höchste Rate seit Anfang Februar.
So soll die Bevölkerung geschützt werden
Bereits letzte Woche bat Texas alle Krankenhäuser, nicht absolut notwendige medizinische Eingriffe zu verschieben. Damit solle sichergestellt werden, dass alle Covid-Patienten adäquat versorgt werden könnten, erklärte Gouverneur Abbott in einem Schreiben an den Krankenhausverband. Das Gesundheitsministerium werde sich zudem bemühen, für die Versorgung der Corona-Patienten medizinisches Personal aus anderen Bundesstaaten zu gewinnen, hieß es. Auch soll der Katastrophenschutz wieder Infusionszentren eröffnen, in denen Patienten Blutplasma-Behandlungen bekommen können.
Die US-Regierung plant derweil weitere Maßnahmen, um die Bevölkerung vor der Delta-Variante zu schützen. Medienberichten zufolge sollen die meisten Menschen schon ab Mitte September eine Auffrischimpfung gegen das Coronavirus bekommen. Rund acht Monate nach Abschluss der ersten beiden Impfungen solle es eine dritte Dosis der Präparate von Moderna oder Pfizer/Biontech geben, berichteten unter anderem die "New York Times" und die "Washington Post". Damit geht die US-Impfkampagne in die nächste Runde.
Quelle: ntv.de, law/AFP/dpa