Panorama

Halbes Leben auf dem DrahteselUroma entdeckt auf dem Fahrrad die Welt

09.02.2017, 14:40 Uhr

Mehr als 1000 Kilometer mit dem Rad - für Ethel MacDonald sind solche Touren kein Problem. Die 78-Jährige hat bereits halb Europa mit dem Fahrrad bereist. Dabei geht es der Radler-Oma um mehr als um Sport.

Wer derzeit im Westen Irlands unterwegs ist, könnte einer rüstigen Dame mit weißem Haar und auf einem Klapprad begegnen. Die 78-jährige Ethel MacDonald befindet sich momentan auf der Grünen Insel, um ihrer großen Leidenschaft zu frönen: dem Radfahren. Mehr als 13.000 Kilometer hat die US-Amerikanerin in ihrer Heimat und in Europa bereits abgeradelt. Ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht.

Alles begann Ende der 1970er Jahre, als MacDonald sich vermehrt für Umweltschutz und Energiesparmaßnahmen zu interessieren begann. Statt ihr Auto zu benutzen, stieg sie aufs umweltfreundlichere Fahrrad um. Seitdem entwickelte sich das Radfahren zunehmend zu ihrer Obsession. "Ich liebe es zu machen, was ich mag – ohne auf jemanden warten zu müssen", sagte sie dem Sender CNN. Das Fahrradfahren vermittele ihr das Gefühl, "ihr eigener Boss zu sein". Darüber hinaus sieht sie sich selbst als eine Art Friedensbotschafterin auf zwei Rädern.

Wenn MacDonald nicht über die Fahrradwege Europas flitzt, verbringt die Mutter zweier Söhne, die Oma eines Enkels und die Uroma einer Urenkelin ihr Rentnerdasein im heimischen Missoula. In die zweitgrößte Stadt im US-Bundesstaat Montana zog Mac Donald im Jahr 1979, nachdem sie sich von ihrem Mann scheiden ließ. Seitdem schwingt sich die frühere Französisch- und Englischlehrerin auf eines ihrer Fahrräder.

Zunächst ging MacDonald es gemächlich an. Erst im Alter von 65 Jahren begann sie, größere Touren zu fahren. Der Auftaktreise entlang der französischen Atlantikküste im Jahr 2003 folgten zahlreiche Trips quer durch den Kontinent – von Spanien über Deutschland bis hin nach Skandinavien. Im Mai 2010 radelte sie zum Beispiel von Paris nach Amsterdam – schlappe 550 Kilometer. Für gewöhnlich sind ihre drei bis vierwöchigen Trips allerdings etwa 1000 Meilen (etwa 1600 Kilometer) lang. Jedes Jahr bewältigt sie wenigstens eine dieser Touren. Eine der Hauptmotivationen bei ihren Reisen ist das Kennenlernen interessanter Menschen und das Schließen von Freundschaften.

Traum von der Karibikreise

"Ich nutze meine Neugier", sagte MacDonald einmal in einem Interview mit dem US-Lokalblatt "The Missoulian". Diese Neugier zahlt sich offenbar aus. Auf ihrem Facebook-Profil befinden sich neben Anti-Trump-Posts zahlreiche Bilder von Reisebekanntschaften in verschiedenen Ländern. Die Kontakte knüpft sie unter anderem über die Reiseportale "warmshowers.org" und Couchsurfing. Nach eigener Aussage hat sie so bereits bei mehr als 160 Menschen übernachtet und etwa 200 Gästen Unterkunft in ihrem eigenen Haus angeboten. "Die wahre Kostbarkeit sind die Menschen, die du triffst, die Inspiration man sich gegenseitig gibt", sagt MacDonald.

In all den Jahren ihrer Radreisen hat die Frau mit den blauen Augen eine persönliche Hitliste für die besten und interessantesten Radtouren erstellt. Darin landet Deutschland hinter den Niederlanden und Dänemark lediglich auf Platz drei: "Holland und Dänemark sind einfach für Radfahrer geschaffen", so ihre Begründung. Von Deutschland ist sie dennoch schwer begeistert. Dort seien Autofahrer gegenüber Radlern "so rücksichtsvoll und so höflich". Trotz der Vorliebe für Europa hat sich MacDonald zu Beginn des Jahres auf neues Terrain gewagt. In mehr als 500 Kilometern umkurvte sie die philippinische Insel Mindoro. Einen Traum hat die Rentnerin noch: Wegen der gelockerten US-Sanktionen gegenüber Kuba überlege sie ernsthaft, auch noch die Karibikinsel abzuradeln. Für all jene, die ihr nacheifern wollen hat sie noch einen Rat: "Macht es einfach."

Quelle: cri

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