"Typisches Erbe von Diktaturen" "Volksverräter" ist Unwort des Jahres
10.01.2017, 10:07 Uhr
(Foto: dpa)
Nach "Gutmensch", "Lügenpresse" und "Sozialtourismus" stammt auch das diesjährige "Unwort des Jahres" aus dem rechtspopulistischen Wutbürgertum.
Der Begriff "Volksverräter" ist das "Unwort des Jahres 2016". Das teilte die Sprecherin der "Unwort"-Jury, die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, in Darmstadt mit. Das Wort sei ein "typisches Erbe von Diktaturen" unter anderem der Nationalsozialisten. Als Vorwurf gegenüber Politikern sei das Wort "in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt".
Zum "Unwort des Jahres 2015" war der häufig von Rechtspopulisten verwendete Begriff "Gutmensch" gewählt worden. Für 2014 hatte das Gremium "Lügenpresse" ausgesucht. Im Jahr 2013 war "Sozialtourismus" das "Unwort", davor "Opfer-Abo" (2012) und "Döner-Morde" (2011).
Die Aktion gibt es seit 1991. Sie soll das Bewusstsein und die Sensibiltät für Sprache fördern. Die Jury nimmt bei ihren Entscheidungen "sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen im öffentlichen Sprachgebrauch" in den Blick, "um damit zu alltäglicher sprachkritischer Reflexion aufzufordern".
Neben dem "Unwort des Jahres" gibt es auch das "Wort des Jahres". Dieser Begriff wird unabhängig von der sprachkritischen Jury mit ihrer Sprecherin in Darmstadt von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt. Für 2016 entschied sie sich für den Begriff "postfaktisch". Zur Begründung hieß es, in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen gehe es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa/epd