Politik

Lage in Kairo derzeit aufgeheizt, aber ruhig AA: Nicht mehr nach Ägypten reisen

Die Islamisten wollen dem Militär die Straße weiterhin nicht überlassen.

Die Islamisten wollen dem Militär die Straße weiterhin nicht überlassen.

(Foto: REUTERS)

Zum Beginn des Ramadan kündigt Ägyptens Übergangspräsident an, so schnell wie möglich im Dialog die Machtübergabe einzuleiten. Viele Ägypter hoffen auf etwas Frieden in den kommenden Wochen. Das Auswärtige Amt in Berlin rät dennoch von Reisen in das Land ab.

Die Stimmung in Kairo ist weiterhin aufgeheizt.

Die Stimmung in Kairo ist weiterhin aufgeheizt.

(Foto: AP)

Urlauber sollten angesichts der jüngsten Entwicklung in Ägypten jetzt nicht mehr in das Land reisen. Das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisehinweise und rät von Reisen dorthin dringend ab. Dies betrifft nun auch Reisen in das Nildelta. Grundsätzlich empfiehlt das Außenministerium allen Ägypten-Touristen, die Nachrichten genau zu verfolgen und Menschenansammlungen zu meiden. Zudem sei wegen der Krise die Kriminalität stark angestiegen, was sich zum Beispiel bei Überfällen auf Autos bemerkbar macht.

Ausgenommen von der Warnung sind Reisen in die Touristengebiete am Roten Meer sowie nach Luxor und Assuan. Auch der Transit über den Flughafen Kairo gilt als sicher. Hingegen wird vor Reisen ins ägyptisch-israelische Grenzgebiet sowie in den Nordsinai und in das Grenzgebiet zu Libyen ausdrücklich gewarnt.

Muslimbrüder geben nicht auf

Aktuell hat sich die Lage auf den Straßen Kairos etwas entspannt. Zwar halten sich noch Tausende Demonstranten beider Lager - Befürworter und Gegner des vom Militär abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi - an zentralen Orten der Hauptstadt Kairo auf, doch zu nennenswerten Zwischenfällen ist es bislang nicht gekommen. Die Muslimbrüder hatten auch für heute wieder zu neuen Protesten aufgerufen.

Erst vor wenigen Tagen wurde Mansur als Interimspräsident eingeschworen.

Erst vor wenigen Tagen wurde Mansur als Interimspräsident eingeschworen.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Nacht hatte Übergangspräsident Adli Mansur einen Zeitplan für eine Änderung der Verfassung und Parlamentswahlen vorgelegt. Jetzt soll innerhalb von etwa einem halben Jahr ein neues Parlament gewählt werden. Zuvor soll die umstrittene, islamistisch gefärbte Verfassung überarbeitet und abgeändert werden. Die liberale und linke Opposition hatte die Verfassung aus dem Jahr 2012 abgelehnt. Über den neuen Text soll in einem Referendum abgestimmt werden. Nach dem Zusammentreten des Parlaments sind Neuwahlen für das Präsidentenamt vorgesehen. Der Erklärung Mansurs waren Konsultationen mit den politischen Gruppierungen vorangegangen, die den Sturz Muris unterstützt hatten.

Unklar ist, wie schnell die Vorbereitungen nun anlaufen, da am Mittwochmorgen in Ägypten die Fastenzeit beginnt. Da die meisten Muslime die heißen Tage ohne Essen und Trinken verbringen, wird in der Zeit auf anstrengende Aktivitäten in der Regel verzichtet.

Am Montag war die Lage in Kairo eskaliert. Bei Zusammenstößen zwischen Islamisten und dem Militär in Kairo wurden nach offiziellen Angaben mindestens 51 Menschen getötet und 435 weitere verletzt. Das Militär gab an, Bewaffnete hätten den Offiziersclub der Republikanischen Garde stürmen wollen. Zuvor hatte es in Kairo Gerüchte gegeben, dass sich Mursi dort aufhalten könnte. Die Muslimbruderschaft sprach hingegen von Angriffen auf friedliche Demonstranten beim Morgengebet.

Emmerich wieder frei

Bei den Unruhen in Kairo war auch n-tv Korrespondent Dirk Emmerich gemeinsam mit seinem Team stundenlang von Sicherheitskräften festgesetzt worden. "Wir kommen frei", schrieb Emmerich schließlich am Nachmittag auf Twitter. "Nach sieben Stunden in Gewahrsam von Armee, dann Polizei. Keine Begründung wie schon bei Verhaftung nicht. Keine Auflagen."

Zuvor waren Emmerich und seinen Mitarbeitern die Pässe und Kameras abgenommen worden. Ihm war aber erlaubt worden, mit n-tv zu telefonieren. Aus dem Gewahrsam schrieb Emmerich später per Twitter: "Polizei fragt, warum wir verhaftet wurden. Möchte ICH von denen wissen." Unterdessen geht es der n-tv Mannschaft gut und sie wird auch weiterhin aus Kairo berichten.

Auch international sorgten die jüngsten Ausschreitungen für große Besorgnis. Außenminister Guido Westerwelle äußerte sich "bestürzt" über den Gewaltausbruch. Alle Verantwortlichen müssten jetzt besonnen agieren und auf "Gewalt in jeder Form" verzichten.

Der britische Außenminister William Hague erklärte: "Es ist wichtig, dass in Ägypten schnell eine Rückkehr zu demokratischen Prozessen stattfindet." Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu twitterte: "Ich übermittle dem ägyptischen Brudervolk mein Beileid."

Die USA wollen trotz des Sturzes des gewählten Präsidenten Mursi weiterhin Militär- und Finanzhilfen an Kairo zahlen. Die Programme würden zumindest vorerst fortgesetzt, machte Regierungssprecher Jay Carney in Washington klar. "Es wäre nicht im besten Interesse der USA, unsere Hilfsprogramme für Ägypten sofort zu ändern", sagte Carney auf Fragen von Journalisten.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts

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