Kampf gegen islamische Separatisten AI: Nigeria foltert und exekutiert
01.11.2012, 17:18 Uhr
Folgen eines Anschlags der Sekte Boko Haram im Mai.
(Foto: dpa)
Radikalislamische Separatisten wollen die Unabhängigkeit des nördlichen Nigerias – dafür töten sie, vor allem Christen. Der Staat hält dagegen, nutzt dabei aber ebenfalls extreme Methoden. Die Sicherheitskräfte des afrikanischen Landes foltern ihre Gegner, exekutieren sie und legen Feuer, berichtet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den nigerianischen Sicherheitskräften im Kampf gegen den Terror Willkür und Foltermethoden vorgeworfen. Das nigerianische Militär und die Polizei verschärften die "dramatische Situation zusätzlich", heißt es in dem aktuellen Bericht.
"Der Kreislauf von Angriff und Gegenangriff ist gekennzeichnet von gesetzeswidriger Gewalt auf beiden Seiten, mit verheerenden Folgen für die Rechte der Menschen zwischen den Fronten", betonte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty auf einer Pressekonferenz in der nigerianischen Hauptstadt. Die staatlichen Sicherheitskräfte seien verantwortlich für "Folter, Exekutionen, Brandstiftung und willkürliche Inhaftierungen".
Das bevölkerungsreichste Land Afrikas leidet seit Langem unter den Terroranschlägen der islamistischen Sekte Boko Haram, die zumindest im Norden Nigerias einen islamischen Gottesstaat errichten will. Bei den Anschlägen vor allem auf Christen und ihre Kirchen sind seit 2010 über 1400 Menschen getötet worden. Der Bericht von Amnesty dokumentiert auch die Gräueltaten von Boko Haram, prangert aber auch die Methoden des Staates an, den Terror zu bekämpfen.
Unbewaffnete erschossen
Augenzeugen berichteten Amnesty zufolge, wie unbewaffnete Menschen, die sich nicht gewehrt hätten, von Sicherheitskräften "aus kurzer Distanz erschossen wurden". Die Bevölkerung Nigerias lebe in einem Klima der Angst, so die Menschenrechtsorganisation. Die Menschen seien zu verängstigt, um Verbrechen anzuzeigen.
Der Sprecher der Sicherheitskräfte im Bundesstaat Borno, Oberstleutnant Sagir Musa, widersprach den Anschuldigungen. "Wir sind keine Besatzungsarmee, sondern wir versuchen nur, Recht und Ordnung wiederherzustellen", sagte er der dpa telefonisch. Es gebe weder ungesetzliche Tötungen noch Festnahmen. Die Militärbehörden würden jedes Vergehen von Soldaten verfolgen und scharf ahnden.
Amnesty International Deutschland hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle, der an diesem Freitag Nigeria besuchen will, den Bericht zukommen lassen. Die Organisation hat den FDP-Politiker gebeten, bei seinen Gesprächen mit der Regierung die Menschenrechtsverletzungen seitens der Sicherheitskräfte zu thematisieren.
Quelle: ntv.de, dpa