Polizisten trauern in Kabul Abschied von getöteten Kollegen
17.08.2007, 10:20 UhrNach dem Mord an drei deutschen Polizisten in Afghanistan hat die Bundesregierung dem Ruf nach Militärschutz für deutsche Polizeibeamte in Afghanistan eine Absage erteilt. "Wir können die Polizei nicht in eine Panzerarmee verwandeln", sagte Innenstaatssekretär August Hanning am Rande der Trauerfeier für die toten Beamten am Freitag in Kabul. In der dortigen deutschen Botschaft nahmen gut 100 Polizisten, Soldaten und Zivilisten in einer bewegenden Zeremonie Abschied von den Männern, die am Mittwoch bei einem mutmaßlichen Taliban-Anschlag getötet worden waren.
Die Leichen der drei Polizisten sollen in der Nacht auf Samstag in die Heimat überführt werden. Am Samstag soll den Toten mit einer öffentlichen Trauerfeier im Berliner Dom die letzte Ehre erwiesen werden, an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Innenminister Wolfgang Schäuble teilnehmen.
Die Teilnahme an der Trauerfeier sei für Merkel "ganz persönlich eine Selbstverständlichkeit", sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Einer der drei Beamten hatte zu ihren Personenschützern gehört und wollte bald an die Seite der Kanzlerin zurückkehren. Merkel habe dessen Arbeit "außerordentlich geschätzt", sagte Steg. Vor der Trauerfeier ist eine kleine Zeremonie mit den engsten Angehörigen auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel geplant.
Kein militärischer Schutz für Polizei
Staatssekretär Hanning sagte in Kabul, Polizisten müssten auch die Kommunikation mit der Bevölkerung pflegen und am Straßenverkehr teilnehmen. "Sie können nicht mit Panzern durch die Gegend fahren." Absoluten Schutz gebe es nicht. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Berlins Innensenator Ehrhart Körting, sagte in Kabul, Konsequenz aus dem Anschlag könne nicht sein, den Einsatz der Polizei "noch stärker zu militarisieren".
"Für mich ist es ein ganz bitterer Augenblick", sagte Hanning bei der Trauerfeier. Man müsse in Afghanistan mit Anschlägen rechnen, dürfe das Land aber nicht im Stich lassen. Der Einsatz diene auch der Sicherheit in Deutschland. Der Chef des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, sagte: "In diesem Moment der Trauer will ich Ihnen versichern: Wir tun, was wir können, um diesen Anschlag aufzuklären. Wir wollen feststellen, wer die feigen Täter und Hintermänner sind. Auch das sind wir den Opfern und Hinterbliebenen schuldig."
Die Polizisten Jörg R. aus Franken sowie Mario K. und Alexander S., die beide vor ihrem Einsatz in Kabul in Karlsruhe dienten, schützten die Botschaft in der afghanischen Hauptstadt und Botschafter Hans-Ulrich Seidt. Seidt sagte, die getöteten Polizisten hätten sich durch "menschliche und fachliche Verlässlichkeit" ausgezeichnet. "Wir alle haben hier drei gute Kameraden verloren."
Quelle: ntv.de