CDU-Politiker fordert Blauhelme Absturzgebiet soll Sicherheitszone werden
19.07.2014, 10:59 Uhr
Vermutungen und Anschuldigungen gibt es viele - geklärt ist zum Absturz oder Abschuss von MH17 aber noch nicht viel.
(Foto: AP)
Verstreut in der Ostukraine liegen die Trümmer der Malaysia-Airlines-Maschine - und die Leichen ihrer Passagiere. Eine Sicherheitszone soll die Bergung und Ermittlungen erleichtern. Nahe Lugansk wird trotzdem weitergekämpft.
Am Ort des Absturzes des malaysischen Passagierflugzeugs im Osten der Ukraine ist eine Sicherheitszone vereinbart worden. Wie der Chef der ukrainischen Sicherheitsbehörden mitteilte, wurde der Beschluss über die weiträumige Sicherheitszone zwischen der Ukraine, Russland, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und den prorussischen Separatisten getroffen. Letztere kontrollieren das Gebiet.
Die "wichtigste Aufgabe" bestehe zunächst darin, die Leichen der 298 Absturzopfer zu identifizieren und die Toten den Hinterbliebenen zu übergeben. Unter den Insassen des Flugzeugs der Malaysia Airlines waren 189 Niederländer, dutzende Malaysier sowie vier Deutsche. In dem Flugzeug waren nach neuesten Erkenntnissen jedoch deutlich weniger Delegierte der Welt-Aids-Konferenz als zunächst angenommen. In manchen Medien war von rund 100 Delegierten an Bord der Unglücksmaschine die Rede gewesen. Die Internationale Aids-Gesellschaft berichtet indes von sechs Delegierten an Bord, darunter der bekannte niederländische Forscher Joep Lange.
Aus mehreren Ländern sind Expertenteams in die Ukraine gereist, um sich an der Aufklärung des Hergangs zu beteiligen. Auch das Bundeskriminalamt (BKA) hat die Entsendung von zwei Experten angekündigt, um bei der Bergung und Identifizierung der Opfer zu helfen.
Viele Zivilisten in Lugansk getötet
Nahe Lugansk gehen die Kämpfe ungeachtet der Flugzeugkatastrophe dennoch weiter. Dort liefern sich Separatisten und ukrainisches Militär erbitterte Gefechte. Dem Militär sei es gelungen, den Südosten der Großstadt Lugansk einzunehmen, teilte Verteidigungsminister Waleri Geletej mit. Die Armee rücke nun auf den Flughafen vor, sagte der Generaloberst.
Die Aufständischen räumten Gebietsgewinne der Sicherheitskräfte an dem Airport ein. Die Offensive des Militärs im Südosten der Stadt sei aber zurückgeschlagen worden, teilte die "Volkswehr" mit. Der Stadtverwaltung von Lugansk zufolge kamen bei den Kämpfen erneut zahlreiche Zivilisten ums Leben.
Russland vermeidet Schuldzuweisungen
Russland hat die Führung in Kiew unterdessen aufgefordert, alle Dokumente über ihre Luftabwehr im Konfliktgebiet offenzulegen. Die Ukraine müsse einer Untersuchungskommission detailliert Einblick gewähren, wie sie ihre Raketen verwende, sagte Vizeverteidigungsminister Anatoli Antonow dem Fernsehsender Rossija-24. "Die internationale Gemeinschaft wartet darauf", betonte er. Experten vermuten, dass die Boeing 777-200 mit 298 Menschen an Bord am Donnerstag abgeschossen wurde.
Antonow vermied direkte Schuldzuweisungen an die Ukraine. Es stelle sich die Frage, auf welcher Grundlage die Führung in Kiew schon kurz nach dem Absturz der Maschine die Separatisten dafür verantwortlich gemacht habe, sagte Antonow. Das ukrainische Militär habe Flugabwehrsysteme in dem Konfliktgebiet stationiert, obwohl die Aufständischen keine Flugzeuge hätten, behauptete er. "Die Antworten auf diese Fragen werden den Experten auch in Europa und Asien zeigen, was am Himmel über der Ukraine geschehen ist", sagte Antonow.
Union fordert Blauhelmeinsatz
Aus der CDU/CSU in Deutschland kam der Vorschlag, UN-Blauhelme in die Region zu schicken. "Wir brauchen jetzt schnellstmöglich einen international überwachten Waffenstillstand", sagte Unionsfraktionsvize Andreas Schockenhoff der "Rheinischen Post". "Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir über einen Blauhelmeinsatz unter dem Dach der Vereinten Nationen mit einem entsprechenden Mandat nachdenken müssen." Eine Beteiligung der Bundeswehr in der Ukraine schloss der CDU-Außenexperte nicht aus. "Wenn eine solche Mission zustande kommen sollte, würde auch Deutschland gefragt sein", sagte er.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, gibt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Mitschuld. Kämpfer und Waffen, auch schweres Gerät, gelangten von Russland in die Ukraine, sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". "Putin könnte das unterbinden, tut es aber nicht." Der Abschuss des malaysischen Flugzeugs zeige: "Auch ungewollte Ereignisse können eine unbeherrschbare Eskalation auslösen."
Bei dem Absturz der Malaysia-Airlines-Boeing waren am Donnerstag alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Nach Erkenntnissen der USA wurde das Flugzeug sehr wahrscheinlich von prorussischen Separatisten abgeschossen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP