Fünf Tote bei Unruhen in Ägypten Militär treibt Demonstranten auseinander
25.01.2014, 14:52 Uhr
Die andere Seite: Auf dem Tahrirplatz veranstaltet die Militärführung mit Anhängern eine Kundgebung zur Feier der Revolution.
(Foto: dpa)
Am Jahrestag des Beginns der Tahrir-Revolution kracht es in der ägyptischen Hauptstadt gewaltig. Trotz massiver Militärpräsenz gehen Tausende auf die Straßen. Nach ersten Berichten gibt es bereits mehrere Tote unter den Regierungsgegnern.
Ägypten ist am dritten Jahrestag der Tahrir-Revolution polarisiert. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen feiert die Militärführung mit tausenden Anhängern auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz den Sturz von Diktator Husni Mubarak 2011. Die Außenränder des Platzes werden von Panzern bewacht.
Außerhalb des Platzes versuchen Geg ner der militärischen Übergangsregierung Gegenveranstaltungen. Doch Polizei und Militär treiben diese Versammlungen mit Schüssen in die Luft und Tränengas auseinander.
Bei den Protesten gegen die Militärmachthaber sind landesweit nach Regierungsangaben bereits fünf Menschen getötet worden. In Kairo schoss die Polizei auch mit Schrot auf die Anhänger des gestürzten islamistischen Präsidenten und andere regierungskritische Demonstranten.
Vor dem Gebäude der Journalistengewerkschaft haben sich rund 1000 Menschen versammelt. Die liberal-säkularen Demonstranten riefen Parolen gegen die Armee und die von ihr eingesetzte Regierung.
Weitere Gewalt erwartet
Am Morgen war nahe einer Polizeischule ein Sprengsatz explodiert. Verletzte soll es dabei nicht gegeben haben. Die Angreifer hätten eine kleine "Brandbombe" gegen die Mauer eines Ausbildungszentrums der Polizei in der Hauptstadt Kairo geworfen, sagte ein Polizeivertreter.
Im Laufe des Tages wird mit weiteren Zusammenstößen gerechnet. Unter anderem haben die Muslimbrüder trotz Verbots zu einer Großkundgebung aufgerufen. Genauso wollen Linke und Liberale gegen die Militärmachthaber demonstrieren.
Islamistengruppe vom Sinai verübte Anschläge
Am Freitag waren bei mehreren Bombenanschlägen in der Hauptstadt Kairo sechs Menschen getötet worden, fast 100 Menschen wurden verletzt. Weitere neun Menschen starben in anderen Teilen des Landes bei Demonstrationen gegen die Militärregierung.
Eine Islamisten-Gruppe von der Sinai-Halbinsel bekannte sich inzwischen zu den vier Anschlägen in Kairo. Dabei handele es sich um die Gruppe Ansar Bait al-Makdis ("Unterstützer von Jerusalem"), die Verbindungen zum Netzwerk Al-Kaida unterhalten soll. Die Bekennerbotschaft wurde in mehreren Online-Foren radikaler Muslime veröffentlicht, teilte die amerikanische Internet-Beobachtungsstelle "Site" mit.
Die "Unterstützer von Jerusalem" hätten zude m Muslime aufgefordert, sich von den "feindlichen Hauptquartieren und Sicherheitszentren" fernzuhalten. Die Anschläge in Kairo hatten unter anderem das Polizeipräsidium, eine Metrostation und weitere Polizeiwachen getroffen.
Nur wenige Teile Ägyptens gelten als sicher
Wegen der Gewalt in Ägypten hat das Auswärtige Amt deutsche Touristen in Großstädten des Landes aufgefordert, im Hotel zu bleiben. Die Warnung gilt für diesen Samstag, dem dritten Jahrestag des Beginns der Revolution in Ägypten. Das deutsche Außenministerium weist auf seiner Seite im Internet auf die Anschläge im Vorfeld des Jahrestages hin. "Es ist damit zu rechnen, dass es anlässlich des Jubiläums zu weiteren Anschlägen sowie Demonstrationen kommt, die ebenfalls einen gewalttätigen Verlauf nehmen können", heißt es in der sogenannten Teilreisewarnung.
Wegen der unvorhersehbaren Lage warnt das Auswärtige Amt Touristen neben Kairo auch generell vor Reisen in den Norden der Sinai-Halbinsel und in das ägyptisch-israelische Grenzgebiet. Auch von Reisen in das Nildelta außerhalb der Ballungszentren Kairo und Alexandria sowie von Reisen in das Niltal südlich von Kairo bis nördlich von Luxor wird abgeraten, ebenso von Fahrten außerhalb der Badeorte auf der Sinai-Halbinsel. Damit bleiben als für sicher gehaltene Gebiete die Reiseziele in Oberägypten zwischen Luxor und Assuan, die Badeorte am Roten Meer und an der Mittelmeerküste sowie die Ausflugsziele in den Wüsten und die Oase Siwa.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP/rts