Hunderte Verletzte Ägypter protestieren gegen Militär
24.07.2011, 10:33 Uhr
Mehr als 230 Menschen werden bei den Auseinandersetzungen verletzt.
(Foto: AP)
Die von der ägyptischen Militärregierung angekündigten Reformen gehen vielen Bürgern zu langsam. Sie werfen dem Militärrat zudem vor, Prozesse gegen das Mubarak-Regime zu verschleppen. Bei einem Protestmarsch gegen die Macht des Militärs kommt es in Kairo zu Zusammenstößen. Dabei werden mehr als 230 Menschen verletzt.
Bei Zusammenstößen zwischen Oppositionellen und Anhängern der Militärregierung sind in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mehr als 230 Menschen verletzt worden. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, versuchten rund tausend Demonstranten begleitet von Rufen wie "Nieder mit der Militärgewalt" vor das Verteidigungsministerium und den Sitz der Militärregierung zu ziehen. Auf dem Weg dorthin wurden sie aber an der christlichen Abbasija-Kathedrale von Soldaten mit Warnschüssen am Weitermarsch gehindert.
Am frühen Abend kam es jedoch zu Auseinandersetzungen zwischen den Oppositionellen und Anhängern der Militärregierung. Beide Seiten gingen mit Stöcken und Messern aufeinander los und warfen Steine und Molotow-Cocktails. Nach Regierungsangaben wurden dabei 296 Menschen verletzt, 196 von ihnen mussten mussten ambulant behandelt werden. Die Menge zog anschließend in kleineren Gruppen wieder zum Tahrir-Platz im Zentrum der Stadt zurück, der seit zwei Wochen von Demokratie-Aktivisten besetzt wird.
Nach Angaben von Augenzeugen und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurde außerdem der Blogger und Aktivist Amr Gharbeia von Männern in Zivil verschleppt. Sein Aufenthaltsort blieb zunächst unbekannt.
Untersuchung des Vorfalls gefordert
Die Bürgerrechtsgruppen vom Tahrir-Platz und mehrere linke und liberale Parteien forderten in einer gemeinsamen Erklärung eine Untersuchung des Vorfalls. Die Tatenlosigkeit der Sicherheitskräfte während der Mob-Angriffe auf die Demonstranten lege "den Verdacht nahe, dass sie (die Sicherheitskräfte) darin verstrickt sind".
Der Chef des Militärrats, Marschall Hussein Tantawi, hatte wenige Stunden zuvor noch einmal seinen Willen zu Demokratie bekräftigt. In einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache sicherte er erneut "freie und gerechte" Parlamentswahlen, eine neue Verfassung und die Wahl eines Präsidenten durch das Volk zu.
Tantawi führt seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak Mitte Februar die Geschicke des Landes. Allerdings steht er selbst auch in der Kritik: Tantawi diente rund 20 Jahre lang als Verteidigungsminister unter Mubarak. Die Demonstranten werfen den nun regierenden Militärbehörden vor, die angekündigten Reformen zu langsam anzugehen und an repressiven Maßnahmen der früheren Führung festzuhalten. Außerdem soll die Militärregierung die Prozesse gegen Angehörige des Mubarak-Regimes absichtlich verschleppen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa