Gewalt in Syrien nimmt nicht ab Aktivisten: Mindestens 70 Tote
04.06.2011, 20:45 Uhr
Syrische Demonstranten marschieren durch das Dorf Kfar-Nebel. "Möge Gott die Stille des der Arabischen Liga beenden", steht sinngemäß auf dem Banner.
(Foto: AP)
In Syrien sterben mindestens 70 Menschen bei Protesten gegen Staatschef al-Assad. Dies berichten Menschenrechtsaktivisten. Die meisten Demonstranten kommen demnach in der Protesthochburg Hama ums Leben. Unterdessen kappt die syrische Regierung offenbar vielerorts die Internetverbindungen.
In Syrien erreicht die Gewalt gegen Demonstranten einen neuen Höhepunkt. Wie Menschenrechtler mitteilten, töteten Sicherheitskräfte am Freitag mindestens 70 Zivilisten. Der Tag gehörte damit zu denen mit den meisten Opfern seit Beginn des Aufstands vor elf Wochen. Allein in der Stadt Hama seien bei Protesten gegen Präsident Baschar al-Assad mindestens 60 Demonstranten ums Leben gekommen, gab eine Menschenrechtsorganisation bekannt.
Anwohnern zufolge feuerten Scharfschützen auf die Demonstranten, die in großer Zahl durch die Straßen von Hama gezogen waren. Dort trugen einem Oppositionellen zufolge nun Hunderttausende Menschen die Opfer zu Grabe. Nach dem Abendgebet seien weitere Massenproteste geplant. "Die Wut in der Stadt ist sehr groß", sagte der Mann am Telefon. "Die Menschen werden niemals Ruhe geben oder sich einschüchtern lassen."
In Hama hatte Assads Vater Hafes als Präsident des Landes 1982 einen islamistischen Aufstand niederschlagen lassen. Dabei wurden bis zu 30.000 Menschen getötet. Die jüngsten Proteste für demokratische Reformen reißen trotz der Freilassung Hunderter politischer Gefangener im Zuge einer Amnestie nicht ab.
Außer in Hama starben auch in anderen Landesteilen Demonstranten: Sieben Menschen seien in Rastan im Zentrum des Landes getötet worden, teilte eine weitere Menschenrechtsorganisation mit. Die Stadt wird seit Sonntag von Panzern belagert. Zudem wurden auch in der nordwestlichen Provinz Idlib zwei Menschen und in Damaskus eine Person getötet.
Regierung kappt Internetverbindungen
Angesichts der Proteste hat die syrische Führung laut dem Fernsehsender Al-Dschasira auch in vielen Landesteilen die Internetverbindungen unterbrochen. Die Opposition solle daran gehindert werden, sich über soziale Netzwerke zu organisieren oder Aufnahmen von Opfern ins Ausland zu senden.
"Wir verurteilen jeden Versuch, das syrische Volk von einer freien Meinungsäußerung abzuhalten", erklärte Außenministerin Hillary Clinton in einer Mitteilung. Es sei klare Linie des Weißen Hauses, dass kein Staat seinen Bürgern den Zugang zum Internet oder zu anderen technischen Kommunikationsmitteln verwehren darf. Clinton warnte das syrische Regime, den politischen Umbruch nicht dadurch verhindern zu können, indem es das Volk zu Schweigen bringe.
In Syrien gehen die Bürger seit März auf die Straße, um politische Veränderungen zu verlangen. Die Sicherheitskräfte haben immer wieder Schusswaffen gegen die gewaltlosen Demonstranten eingesetzt. Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden rund 900 Menschen getötet. An die 10 000 Regimegegner seien verhaftet worden.
Quelle: ntv.de, dpa/rts