Schwerer Anschlag im Jemen Al-Kaida tötet 96 Soldaten
21.05.2012, 12:26 Uhr
Polizisten sammeln Beweise nach dem Anschlag in Sanaa.
(Foto: REUTERS)
Einen Tag vor dem Nationalfeiertag proben Hunderte von Menschen im Jemen für eine Parade. Plötzlich sprengt sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Es gibt den Angaben zufolge 96 Tote und rund 300 Verletzte. Der Hintergrund des Anschlags ist noch unklar.
Bei einem Selbstmordanschlag auf die jemenitische Armee sind viele Menschen ums Leben gekommen. Es soll 96 Tote gegeben haben. Laut Informationen des jemenitischen Militärs wurden 300 weitere verletzt. Ein Soldat sprengte sich inmitten seiner Kameraden in der Hauptstadt Sanaa in die Luft, als diese für eine Militärparade anlässlich des Nationalfeiertags an diesem Dienstag trainierten.

Noch ist unklar, ob die Militärparade trotzdem stattfinden soll.
(Foto: REUTERS)
Zu dem Anschlag bekannte sich das Terrornetz Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP). Das Attentat habe dem jemenitischen Verteidigungsminister Mohammed Nasser Ahmed gegolten, hieß es in einer am Abend in der jemenitischen Hauptstadt verbreiteten Erklärung, in der auch weitere Anschläge angekündigt werden.
Minister blieben unverletzt
Der Attentäter zündete seinen Sprengsatz, als Soldaten der zentralen Sicherheitskräfte für eine Parade zum 22. Jahrestag der Vereinigung des sozialistischen Süd-Jemen mit dem nördlichen Landesteil übten. Nach Behördenangaben waren Verteidigungsminister Mohammed Nasser Ahmed und Generalstabschef Ahmed Ali al-Aschwal zum Zeitpunkt des Anschlags am Unglücksort, blieben jedoch unverletzt.
Der Attentäter habe unter seiner Uniform einen Sprengstoffgürtel getragen, berichteten Augenzeugen. Bei den Toten handele es sich ausschließlich um Soldaten. Am Tatort lagen zerfetzte Leichen. Dutzende Rettungswagen brachten die Toten und Verletzten in Krankenhäuser. Die Explosion riss einen tiefen Krater in den Sabiin-Platz, auf dem die Parade am Dienstag stattfinden sollte.
Präsident Hadi setzt Armee gegen Terroristen ein
Es ist der schwerste Anschlag im Jemen seit dem Amtsantritt von Präsident Abdu Rabbo Mansur Hadi im Februar. Hadi hatte dabei den im Jemen aktiven Rebellen der Terrororganisation Al-Kaida den Kampf angesagt. Seit anderthalb Wochen geht die jemenitische Armee verschärft gegen Al-Kaida-Kämpfer im Süden des Landes vor. Dabei wurden nach einer Zählung bereits mehr als 200 Menschen getötet.
Al-Kaida-Kämpfer hatten vergangenes Jahr die Schwäche der Zentralregierung infolge der monatelangen Proteste gegen den damaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh genutzt, um ihre Macht im Süden des Landes auszubauen. Dabei eroberten sie mehrere Städte.
Erster Vereinigungstag ohne Salih
In diesem Jahr feiert das Land den Vereinigungstag erstmals ohne den Langzeit-Präsidenten Ali Abdullah Salih, der im vergangenen November nach monatelangen, zum Teil blutig unterdrücken Protesten von der Macht zurücktrat. Salih hatte seit 1978 über den Nordjemen und nach 1990 über das vereinigte Land geherrscht. Bei der geplanten Militärparade sollte Präsident Hadi eine Rede halten. Zunächst war unklar, ob die Parade trotz des Anschlags weiter stattfinden soll.
Der Jemen ist das ärmste Land der arabischen Halbinsel. Auch nach dem Abgang Salihs gilt die Lage als äußerst instabil. Im Süden hat die AQAP mehrere Städte und Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Zudem ist in diesem Teil des Landes eine militante Sezessionsbewegung aktiv. Rebellen der schiitischen Huthi-Sekte halten wiederum im Nordwesten einen jahrelangen Aufstand am Kochen.
Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa