Kontroverse Nobelpreis-Entscheidung Alle Zeichen deuten auf Liu
08.10.2010, 10:12 Uhr
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu könnte die Pekinger Regierung in arge Erklärungsnot bringen.
(Foto: dpa)
Das norwegische Nobel-Komitee gibt um 11.00 Uhr den Träger des Friedensnobelpreises bekannt. Als einer der aussichtsreichsten Anwärter gilt der in China inhaftierte Schriftsteller und Literaturprofessor Liu Xiaobo. Aber auch dem "Kanzler der Einheit" könnte im 20. Jahr der Wiedervereinigung eine besondere Ehre zuteil werden.
Eine sehr kontroverse Entscheidung bei der Vergabe des Friedensnobelpreis hat der Präsident des Norwegischen Nobel Komitees, Thorbjoern Jagland, angekündigt. Die Wahl des Komitees werde "eindeutig" ähnlich umstritten sein, wie die Vergabe des Friedensnobelpreises an US-Präsident Barack Obama vergangenes Jahr, sagte Jagland kurz vor der offiziellen Bekanntgabe des diesjährigen Preisträgers in Oslo. "Sie werden verstehen, sobald Sie den Namen hören", sagte Jagland in einem Interview mit dem norwegischen Fernsehsender TV2.
Als Favorit für den Friedensnobelpreis gilt der chinesische Dissident Liu Xiaobo, der wegen der Mitwirkung bei der Verfassung und Verbreitung der sogenannten Charta 08, einem Aufruf zu umfassenden politischen Reformen in China, in Haft sitzt. Die chinesische Regierung hatte kürzlich das Nobel Komitee davor gewarnt, den Preis an Liu zu vergeben. Für eine Vergabe des Preises an Liu setzten sich unter anderem der tschechische Ex-Präsident Vaclav Havel und der Dalai Lama ein.
Aber auch der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl gehört in diesem Jahr zu den Favoriten für den Friedensnobelpreis. Der 80-jährige CDU-Politiker ist im Gefolge der deutschen Vereinigung immer wieder für die berühmte Auszeichnung vorgeschlagen worden. Damit soll Kohl für seinen Beitrag zur friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende des Kalten Krieges in Europa geehrt werden.
237 Nominierungen
Im letzten Jahr hatte US-Präsident Barack Obama völlig überraschend die mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotierte Auszeichnung erhalten, obwohl er damals erst knapp ein Jahr im Amt war. In der Begründung hieß es, Obama habe "ein neues internationales Klima geschaffen". Die Entscheidung war danach umstritten, und auch Obama selbst meinte, dass er den Preis eigentlich noch nicht verdient habe.
Unter der Rekordzahl von 237 Nominierten sind dieses Jahr 38 Organisationen. Hier werden die besten Aussichten dem Sondergerichtshof für Sierra Leone (SCSL) zu Verbrechen im Bürgerkrieg und dem in Oslo ansässigen Exil-Radiosender Democratic Voice of Burma eingeräumt.
Quelle: ntv.de, dpa