Politik

9/11-Verfahren in Guantánamo Angeklagte lehnen Gericht ab

Mehr als zehn Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September beginnt das Verfahren gegen die fünf mutmaßlichen Hauptverantwortlichen. Der mutmaßliche Drahtzieher Chalid Scheich Mohammed erscheint vor einem US-Militärsondergericht im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba. Aber er erkannt das Tribunal nicht an.

Chalid Scheich Mohammed und Walid bin Attash auf einer Zeichnung aus dem Jahr 2009.

Chalid Scheich Mohammed und Walid bin Attash auf einer Zeichnung aus dem Jahr 2009.

(Foto: dpa)

Im haben die fünf Angeklagten jegliche Beteiligung an der Verhandlung verweigert. Bei der Anklageverlesung im Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba schwiegen Chalid Scheich Mohammed, der als Hauptdrahtzieher der Anschläge vom 11. September gilt, und seine mutmaßlichen Mitverschwörer hartnäckig auf Fragen des Militärrichters James Pohl.

Einer der Angeklagten, Ramzi Binalshibh, störte die Verhandlung, indem er von seinem Stuhl aufstand und sich dann zum Gebet auf den Boden kniete. Scheich Mohammed zeigte keine Reaktion, als ihn der Richter fragte, ob er mit seinen Anwälten zufrieden sei. "Ich glaube, Herr Mohammed wird es ablehnen, zum Gericht zu sprechen", sagte sein Anwalt David Nevin. Das Verhalten Mohammeds habe auch damit zu tun, dass er während seiner Gefangenschaft gefoltert worden sei. Pohl machte klar, dass das Verfahren stattfinden werde - ob sich die Angeklagten aktiv daran beteiligten oder auch nicht.

Verlesung der Anklage

Zuvor waren Mohammed und seine vier Mitangeklagten erstmals vor dem Militärtribunal erschienen. Chefankläger Mark Martins sagte, die Anklage sei bereit, "das Verfahren gegen Chalid Scheich Mohammed fortzusetzen".

Neben dem aus Kuwait stammenden Mohammed, der als Chefplaner des Al-Kaida-Anführers Osama bin Ladens galt, müssen sich der Saudiaraber Mustafa Ahmad Al-Hawsawi, der Pakistaner Ali abd Al-Aziz Ali sowie die Jemeniten Binalshibh und Walid bin Attash für eine Verwicklung in die Anschläge verantworten. Ihnen droht die Todesstrafe.

Bei den Attacken mit gekaperten Passagierflugzeugen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington starben fast 3000 Menschen. Bis zum Beginn der Hauptverhandlung könnten allerdings noch Monate vergehen. Mohammed gestand seine Beteiligung an den Anschlägen von 9/11, doch seine Aussagen wurden vermutlich unter Folter erzwungen.

Zweiter Anlauf

Das Verfahren gegen die fünf Männer, die zwischen 2002 und 2003 festgenommen wurden, hatte unter der Regierung von US-Präsident George W. Bush begonnen. Dessen Nachfolger Barack Obama hatte das Verfahren wegen der rechtsstaatlichen Bedenken gegen die Militärprozesse in Guantanamo zunächst gestoppt. Er scheiterte jedoch mit seinem Vorhaben, den Angeklagten vor einem Bundesgericht in Manhattan den Prozess machen zu lassen.

Vor gut einem Jahr erlaubte Obama dann neue Militärprozesse in Guantanamo. Durch brutale Verhörmethoden erzwungene Aussagen wie das Geständnis von Mohammed sind nun nicht mehr zulässig. Osama bin Laden wurde am 2. Mai 2011 von einem getötet.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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