Verteidigungsminister in Afghanistan Anschläge überschatten Besuch
14.03.2012, 12:37 Uhr
Einer der Anschläge bei Panettas Besuch ereignete sich in der Provinz, in der kurz zuvor ein US-Soldat Amok lief.
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Explosionen, Feuer und ein Dutzend Tote - Aufständige empfangen den Verteidigungsminister der USA, Leon Panetta, mit einer Anschlagsserie in Afghanistan. Kurz vor seinem Besuch schürte der Amoklauf eines US-Soldaten die antiamerikanische Stimmung vieler Afghanen.
Während des Besuchs von US-Verteidigungsminister Leon Panetta in Südafghanistan haben Aufständische zwei Bombenanschlägen verübt. In der Provinz Helmand starben mindestens acht Afghanen, als ihr ziviles Fahrzeug in eine Sprengfalle geriet, wie der Sprecher der Provinzregierung, Daud Ahmadi, sagte. "Das Fahrzeug ist komplett zerstört, und wir sind nicht in der Lage, die Leichen zu identifizieren." Bei einem Bombenanschlag in der Provinz Kandahar starb ein afghanischer Geheimdienstmitarbeiter. Zwei weitere Mitarbeiter des Geheimdienstes NDS erlitten Verletzungen, teilte das Büro des Gouverneurs der Provinz mit.
Panetta reiste kurz nach Afghanistan, der antiamerikanische Stimmungen in dem Land heftig entfachte.
Taliban drohen mit Rache

Nach dem Treffen mit seinem Amtskollegen Wardak will De Mazière auch Präsident Karsai treffen.
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Der Soldat tötete wahllos 16 Dorfbewohner, darunter drei Frauen und neun Kinder. Er leidet offenbar unter psychischen Problemen. Die Taliban kündigten daraufhin Rache an, drohten US-Militärs zu köpfen. Aufständische griffen am Ort des Amoklaufs eine afghanische Regierungsdelegation an. Und in Dschalalabad gingen Hunderte von Demonstranten auf die Straße. Soldaten hatten versehentlich Exemplare des Koran verbrannt.
Ziel der Reise Panettas war es vermutlich auch, die Lage zu beruhigen. Der Verteidigungsminister plante, mit US-Soldaten zu sprechen und afghanische Regierungsvertreter zu treffen.
De Mazière plant Nachkriegszeit

Das deutsch-afghanische Partnerschaftsabkommen soll alle Felder der Politik umfassen, also auch das Thema Arbeit.
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Auch der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière reiste nach Afghanistan. "Die Missachtung religiöser Symbole durch Isaf und der schreckliche Amoklauf treffen die Afghanen ins Herz", sagte er. "Ein Anschlag durch Innen-Täter auf uns trifft uns ins Herz, und deswegen muss beides verhindert werden."
De Maizière brachte bei seinem Besuch ein Partnerschaftsabkommen über die Zusammenarbeit nach dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes 2014 auf den Weg. Die Vereinbarung werde alle Felder der Politik erfassen, sagte de Maizière. Das Abkommen, das "in naher Zukunft fertiggestellt" sein soll, vereinbarte er mit seinem afghanischen Amtskollegen Abdul Rahim Wardak Mazi in Afghanistan. Militärische Hilfe etwa bei der Ausbildung afghanischer Soldaten soll nicht Teil des Abkommens sein, sondern im Nato-Verbund geregelt werden.
Verteidigungsminister de Maizière versicherte nach dem Treffen auch, das deutsche Engagement in Afghanistan werde zuverlässig fortgeführt. Am Termin 2014 für das Ende des Nato-Einsatzes in seiner bisherigen Form ändere sich nichts. , die wenige Tage vor de Maizière Afghanistan besuchte, hatten vorübergehend für Verwirrung gesorgt, der Amoklauf die Debatte über einen schnellen Abzug weiter angeheizt.
Vorbereitungen für Nato-Gipfel in Chicago
und Usbekistan Station, den aus deutscher Sicht wichtigsten Nachbarländern Afghanistans. Vom usbekischen Stützpunkt Termes aus wird die Bundeswehrtruppe auf dem Luftweg versorgt. In den nächsten Jahren soll durch das zentralasiatische Land ein Teil der Abzugs-Karawane rollen. Der Atommacht Pakistan, die als Rückzugsraum und Operationsbasis der afghanischen Aufständischen gilt, wird eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung Afghanistans beigemessen.
Im Amt als Verteidigungsminister bereist de Maizière schon zum sechsten Mal Afghanistan. In der vergangenen Woche hatte der Minister die deutschen Soldaten in Nordafghanistan besucht. Sein jüngster Besuch dient auch der Vorbereitung des Nato-Gipfels im Mai in Chicago, bei dem die Weichen für die Zeit nach dem internationalen Kampfeinsatz 2014 gestellt werden sollen. De Maizière reiste unangekündigt nach Kabul. Vermutlich auch wegen der aufgeheizten Lage nach dem Amoklauf.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts