Tote und Verletzte in Kabul Anschlag auf NATO-Konvoi
18.05.2010, 08:58 UhrElf Tage vor der sogenannten Friedens-Dschirga in Kabul töten die Taliban bei einem verheerenden Selbstmordanschlag in der afghanischen Hauptstadt zahlreiche Menschen. Unter den Toten sind auch Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF. In Kundus werden zudem Bundeswehr-Soldaten beschossen, es gibt aber keine Verletzten.
Bei einem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind nach neuesten Angaben mindestens zwölf Zivilisten und sechs ausländische Soldaten getötet worden. 47 Menschen wurden zudem verletzt, wie das Innenministerium mitteilte. Die meisten der Opfer seien in einem Bus unterwegs gewesen, als die Bombe im morgendlichen Berufsverkehr detonierte. Nach Angaben der NATO-Schutztruppe sind unter den sechs getöteten Soldaten fünf US-Amerikaner.
Der Anschlag wurde offenbar von einem Selbstmordattentäter verübt, der sich in einem Auto in die Luft gesprengt hat. Ein Sprecher der Taliban sagte, die Gruppe sei verantwortlich für den Anschlag.

Auch dieser gegen die NATO gerichtete Anschlag traf vor allem afghanische Zivilisten.
(Foto: REUTERS)
Der Sprecher der NATO-geführten ISAF, der deutsche Brigadegeneral Josef Blotz, sagte, es gebe "eine ganze Reihe toter Soldaten und eine noch größere Anzahl an getöteten Zivilisten". Für konkrete Angaben sei es noch zu früh. Deutsche Soldaten seien nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen gewesen. Zu dem Anschlag sei es in der Nähe des Militärcamps Julien gekommen, in dem die Akademie zur Aufstandsbekämpfung untergebracht ist.
Die "Counterinsurgency Academy" wurde von der US-Armee gegründet. Im Camp Julien seien amerikanische und afghanische Soldaten stationiert, sagte Blotz. Es habe sich um eine "größere Sprengladung" gehandelt. Der Wagen des Attentäters sei "vermutlich vollgepackt" gewesen mit Sprengstoff. Es seien vier bis fünf ISAF-Fahrzeuge und eine noch größere Anzahl an zivilen Fahrzeugen betroffen gewesen. Zu der Explosion sei es gegen 08.15 Uhr (Ortszeit/05.45 Uhr MESZ) gekommen.
Friedens-Dschirga Ende Mai
Präsident Hamid Karsai ist erst am vergangenen Sonntag von einer USA-Reise zurückgekehrt. Bei seinem Treffen mit US-Präsident Barack Obama war es auch um mögliche Gespräche mit den radikal-islamischen Taliban gegangen. Am 29. Mai soll in Kabul eine sogenannte Friedens-Dschirga beginnen. Auf der dreitägigen Ratsversammlung will sich Karsai breite Unterstützung der Bevölkerung für seinen Versöhnungskurs mit den Taliban sichern. Die Aufständischen machen allerdings den Abzug aller ausländischen Truppen zur Voraussetzung für Gespräche, was Karsai strikt ablehnt.
Zum letzten schweren Zwischenfall in Kabul war es vor knapp drei Monaten gekommen. Am 26. Februar hatte ein Selbstmordkommando der Taliban im Zentrum der afghanischen Hauptstadt ein Hotel und zwei Gästehäuser angegriffen und dabei 17 Menschen getötet. Unter den Toten waren mehrere Inder und ein Franzose.
Bundeswehr beschossen
In der nordafghanischen Provinz Kundus wurden zudem erneut Bundeswehr-Soldaten angegriffen. Die Bundeswehr teilte mit, Soldaten seien nicht verwundet worden. Auch Fahrzeuge seien nicht beschädigt worden. Die Soldaten seien rund fünf Kilometer westlich des Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) in Kundus "mit Handwaffen und vermutlich Panzerabwehrwaffen" beschossen worden. Die Taliban bekannten sich auch zu diesem Angriff.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP