Politik

"Ich wollte die Soldaten töten" Arid U. gesteht "Schwachsinn"

Es war der erste tödliche Anschlag mit islamistischem Hintergrund in Deutschland: Ein Attentäter erschießt in Frankfurt zwei US-Soldaten. Arid U. legt nun ein Geständnis ab - und erklärt zugleich, nach der Tat sei ihm der Gedanke gekommen, dass alles Schwachsinn gewesen sei. Auslöser der Tat soll ein islamistisches Propaganda-Video gewesen sein.

Arid U radikalisierte sich durch das Internet.

Arid U radikalisierte sich durch das Internet.

(Foto: dapd)

Im Prozess um den tödlichen Anschlag auf US-Soldaten im März am Frankfurter Flughafen hat der Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Der 21-jährige Arid U. sagte zum Prozessauftakt vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main aus, zwei Soldaten erschossen und zwei weitere schwer verletzt zu haben. Zugleich distanzierte er sich von einem gewaltbereiten Islamismus. Kurz nach der Tat sei aber ihm der Gedanke gekommen, dass seine Tat "totaler Schwachsinn" und "gegen jeden Glauben" gewesen sei, sagte Arid U.

Die Tat gilt als erster tödlicher Anschlag mit islamistischem Hintergrund in Deutschland. Der Angeklagte habe damit "Vergeltung" für den US-Einsatz in Afghanistan üben wollen, sagte Bundesanwalt Hubert Diemer. Diesen Einsatz habe er aus einer "radikal-islamischen Sichtweise" heraus als "unerträglich" angesehen. Der wegen Mordes und Mordversuchs angeklagte Arid U. gilt als Einzeltäter. Auslöser für den Anschlag soll islamistische Propaganda im Internet gewesen sein. Arid U. muss sich wegen zweifachen Mordes und dreifachen Mordversuchs vor dem Staatsschutzsenat verantworten.

Propaganda-Video im Internet

Der 21-jährige Kosovare fuhr laut Anklage am 2. März mit der Absicht zum Flughafen, dort möglichst viele US-Soldaten zu töten. Am Vorabend soll er im Internet ein Video gesehen haben, das angebliche Vergewaltigungen muslimischer Frauen durch US-Soldaten zeigte. Am Airport soll er schließlich auf eine Gruppe von US-Soldaten getroffen sein. Nachdem er unter einem Vorwand herausgefunden hatte, dass ihr Ziel Afghanistan war, soll er seinen Plan umgesetzt haben.

Der Angeklagte erschoss laut Anklage einen 25-jährigen und einen 21 Jahre alten Soldaten mit Kopfschüssen. Danach verletzte er diesen Angaben zufolge zwei 21 und 25 Jahre alte Soldaten lebensgefährlich. Schließlich soll er mit seiner Pistole auf den Kopf eines 22-Jährigen gezielt haben. Seine Waffe hatte den Ermittlungen zufolge aber eine Ladehemmung. Arid U. flüchtete demnach und wurde kurz darauf im Flughafen festgenommen.

Geständnis - und Distanzierung

Arid U. kurz nach der Tat.

Arid U. kurz nach der Tat.

(Foto: dapd)

"Es trifft zu, was mir in der Anklage vorgeworfen wird", sagte Arid U. vor Gericht. "Ich wollte die Soldaten töten." Er habe zwei Menschen getötet und auf drei weitere geschossen. Er verstehe heute selbst nicht, "wie ich soweit kommen konnte". Er wolle sich bei allen Menschen entschuldigen und sich von seiner Tat "deutlich distanzieren". Er wisse, dass sich die Tat auch gegen seinen Glauben sei. Er habe zudem gelesen, dass Menschen seine Taten gut hießen. "Das sind dieselben Leute, von deren Lügen und Propaganda ich geblendet war." Niemand solle durch seine Tat motiviert werden, etwas Ähnliches zu tun, sagte der Angeklagte.

An die Tat hat der 21-Jährige nach eigenen Worten keine genaue Erinnerung mehr. Er könne sich nur noch erinnern, wie der erste Mann zu Boden gegangen sei, sagte Arid U. Der Vorsitzende Richter Thomas Sagebiel nannte es "sonderbar", dass sich der Angeklagte angeblich nicht mehr erinnere. Arid U. wollte auch keine Angaben dazu machen, wie er an die Pistole gekommen war. Sagebiel appellierte an den 21-Jährigen, er tue sich "überhaupt keinen Gefallen", wenn er sich nicht "schonungslos offen und ehrlich" zeige.

Der Angeklagte bereut einer Erklärung seiner Verteidigung zufolge seine Tat "zutiefst". Es handele sich bei ihm um keinen Überzeugungstäter, erklärten seine Anwälte Jens Jörg Hoffmann und Michaela Roth. Es treffe aber zu, dass er bei der Tat unter dem Einfluss auch extremer islamistischer Propaganda gestanden habe. "Ihm ist bewusst, dass er fehlgeleitet war und die Tat in keiner Weise mit seinem Glauben vereinbar ist", hieß es in der Erklärung.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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