Politik

Madagaskars Präsident gibt auf Armee übernimmt Kontrolle

Nach wochenlangem Machtkampf auf Madagaskar hat Präsident Marc Ravalomanana aufgegeben und die Kontrolle dem Militär übertragen. Nach dem Amtsverzicht des Staatschefs triumphierte die Opposition und kürte ihren Führer Andry Rajoelina zum Chef einer Übergangsregierung. Begleitet von jubelnden Anhängern zog der 34-jährige frühere Discjockey bereits in den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Antananarivo ein. Binnen zwei Jahren will die Opposition Wahlen abhalten und die Verfassung mit dem Ziel ändern, eine neue Republik zu schaffen. Seit Jahresbeginn waren bei dem Machtkampf auf der Tropeninsel vor Südostafrika mehr als 135 Menschen getötet worden.

"Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, die Regierung aufzulösen", sagte der 59-jährige Ravalomanana im Rundfunk. Vertrauten zufolge verließ er seine Residenz am Stadtrand mit unbekanntem Ziel. Ravalomanana hatte sich dort mit verbliebenen Anhängern verschanzt und zunächst verkündet, bis zum Tod gegen seine Absetzung zu kämpfen. Berichte, er habe in der US-Botschaft in Antananarivo Schutz gesucht, wies das Außenministerium in Washington zurück.

Oppositionsführer zu jung

Nach sieben Jahren im Amt übergab Ravalomanana die Machtbefugnisse an den ranghöchsten Soldaten der Inselrepublik, Vize-Admiral Hyppolite Ramaroson. Dieser kündigte eine Pressekonferenz an, bei der das Militär Kreisen zufolge seine Unterstützung für den bisherigen Oppositionschef Rajoelina bekräftigen sollte. Allerdings ist Rajoelina für das Amt des Präsidenten zu jung: Nach der bisherigen Verfassung muss der Staatschef mindestens 40 sein.

Die Afrikanische Union (AU) forderte die Streitkräfte auf, die Macht nicht in die Hände Rajoelinas zu legen. Die Verfassung müsse respektiert werden, erklärte die Organisation nach einer Sondersitzung ihres Friedens- und Sicherheitsrates. Sollte sich die Lage weiter verschärfen, drohten dem Land harte Maßnahmen. Die Europäische Union (EU) hat die Kürzung von Entwicklungshilfe für den Fall eines gewaltsamen Umsturzes angedroht. EU-Außenbeauftragte Javier Solana zeigte sich besorgt über die jüngsten Entwicklungen: "Der Einsatz von Gewalt, um den verfassungsgemäßen Prozess zu umgehen, ist inakzeptabel".

Armee wechselte Seite

Im Zuge des Machtkampfs hatte der bisherige Präsident seinen Widersacher Rajoelina als Bürgermeister der Hauptstadt abgesetzt. Vor allem die Unzufriedenheit über die Armut auf Madagaskar hat Rajoelina Zulauf beschert. Das Ende Ravalomananas Amtszeit zeichnete sich in den vergangenen Tagen ab, als immer mehr Soldaten ins Lager Rajoelinas wechselten. In früheren Konflikten der 1960 von Frankreich unabhängig gewordenen Republik war die Armee neutral geblieben.

Durch die wochenlangen Unruhen auf der viertgrößten Insel litt auch der Tourismus, durch den das Land voriges Jahr fast 400 Millionen Dollar einnahm. So warnt das Auswärtige Amt Deutsche derzeit vor Reisen auf die Insel im Indischen Ozean. Aber auch die Bergbau- und Ölindustrie reagierten besorgt.

Quelle: ntv.de

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