Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe Ärzte lehnen Gesetzentwurf ab
08.08.2012, 06:37 Uhr
"Mich hat noch kein Patient in dieser Phase aufgefordert: Geben Sie mir die Todesspritze", sagt Max Kaplan.
(Foto: dapd)
Ein Gesetz soll verhindern, dass Sterbehilfe zum Geschäft wird. Aus Sicht der Ärztevertreter lässt der Gesetzentwurf Schlupflöcher, die zu weit gehen. Der Vizepräsident der Bundesärztekammer sagt: Die Forderung nach einem selbstbestimmten Tod stamme meist von Gesunden.
Die Bundesärztekammer warnt vor Schlupflöchern beim geplanten Verbot geschäftsmäßiger Sterbehilfe. Ausnahmen dürfe es nicht geben, auch nicht für Ärzte, sagte Vizepräsident Max Kaplan der Deutschen Presse-Agentur. "Die Aufgabe des Arztes ist es, Leben zu erhalten, Leiden zu lindern und Sterbenden Beistand zu leisten. Das heißt: Sterbebegleitung und ärztliche Hilfeleitung beim Sterben - und nicht zum Sterben."
Kaplan kritisierte, dass nach dem neuen Entwurf aus dem Bundesjustizministerium "nahe stehende Personen" bei Beihilfe zur Selbsttötung straffrei ausgehen sollen: "Hier bin ich der Meinung, dass der Gesetzgeber zu weit geht." Er solle nur so viel regeln wie unbedingt nötig.
Nahe stehende Personen könnten neben Angehörigen auch Ärzte sein, wenn es ein besonderes Vertrauensverhältnis gebe: "Genau diesen Bereich, der sehr stark in den ethischen Bereich geht, muss die Standesorganisation regeln, also für die Ärzte die Ärztekammer im Rahmen ihrer Berufsordnung."
"Da können wir helfen"
Gerade am Ende ihres Lebens hätten Menschen meist gar kein Interesse an Sterbehilfe. "Mich hat noch kein Patient in dieser Phase aufgefordert: Geben Sie mir die Todesspritze", sagte Kaplan, der selbst Hausarzt ist. "Die Patienten sagen: Ich habe Schmerzen. Ich habe furchtbare Träume. Ich habe Atemnot. Ich habe Angst, ersticken zu müssen. Bitte helfen Sie mir. Und da können wir helfen, wir haben immense palliativmedizinische Fortschritte gemacht."
Die Forderung nach einem selbstbestimmten Tod stamme meist von Gesunden. "Einem Sterbenden stellt sich diese Frage normalerweise nicht." Für ihn sei wichtig, dass er von Angehörigen, Pflegern und Arzt Beistand habe. "Diese Menschen sollen ihn aber nicht töten, sondern ihm das Leiden nehmen, die Schmerzen, die Übelkeit, damit er in Ruhe und Frieden möglichst in den eigenen vier Wänden sterben kann", sagte Kaplan. "Das wird gefordert - und mehr nicht."
Eine Erleichterung der Sterbehilfe könnte auch verunsichern. "Es ist ganz wichtig, dass der Patient immer sicher sein kann: Bei jeder Behandlung seines Arztes geht es immer darum, Leben zu erhalten, Leiden zu lindern und Schmerzen zu beseitigen - und nicht zu töten."
Quelle: ntv.de, dpa