Politik

"Eingriff in das Menschenwohl" Ärztechef kritisiert Alterstests für Flüchtlinge

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In Rheinland-Pfalz ersticht ein junger Afghane eine 15-Jährige. Die Debatte um die Altersfeststellung von Asylbewerbern kocht hoch, Abgeordnete der CSU preschen mit Forderungen vor. Die Bundesärztekammer hält dagegen.

Die Bundesärztekammer lehnt ärztliche Untersuchungen zur Altersfeststellung von Asylbewerbern ab. "Wenn man das bei jedem Flüchtling täte, wäre das ein Eingriff in das Menschenwohl", sagte Verbandspräsident Frank Ulrich Montgomery zur Begründung der "Süddeutschen Zeitung".

Die CSU-Bundestagsabgeordneten wollen auf ihrer am Donnerstag beginnenden Klausurtagung die Forderung beschließen, bei allen angeblich minderjährigen Flüchtlingen das Alter festzustellen. Auch im Zuge der Debatte nach der Gewalttat von Kandel in Rheinland-Pfalz hatten mehrere Unionspolitiker gefordert, das Alter von Flüchtlingen etwa durch ein Röntgenbild des Handgelenks zu überprüfen.

"Mit großen Unsicherheiten belastet"

Montgomery erklärte: "Röntgen ohne medizinische Indikation ist ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit." Nach den Regeln des Strahlenschutzes sei eine Altersfeststellung nur im Rahmen eines Strafprozesses zulässig. In Kandel in Rheinland-Pfalz etwa, wo ein junger Afghane eine 15-Jährige erstochen hatte, könne das nun zurecht geschehen. Montgomery nannte die Verfahren, zu denen auch Genitaluntersuchungen gehören, allerdings "mit großen Unsicherheiten belastet".

Zuletzt hatte die Zentrale Ethikkommission der Bundesärztekammer dem Bericht zufolge Ende 2016 sowohl die Zuverlässigkeit als auch die Verfassungskonformität von ärztlichen Altersfeststellungen angezweifelt.

Quelle: ntv.de, bad/dpa

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