Politik

Sondersendung im iranischen TV Aschtiani gesteht vor Kameras

Aschtiani in der Sendung.

Aschtiani in der Sendung.

(Foto: dpa)

Die wegen Ehebruchs zum Tode verurteilte Iranerin . Eine solche Strafe sei nicht vorgesehen, berichtete der Nachrichtensender Press TV. "Das war 2006 ein symbolisches Urteil, das im Gericht auch nicht von allen Richtern bestätigt wurde", hieß es in einer Sondersendung zu dem Fall.

Mohammadi-Aschtiani räumte in der Sendung erneut eine außereheliche Beziehung zu einem Verwandten ein, dem sie auch geholfen habe, ihren Ehemann zu töten. Inwieweit das Geständnis erzwungen wurde, ist unklar. Die zweifache Mutter war 2006 verhaftet und zum Tod durch Steinigung verurteilt worden. Das Urteil löste weltweit heftige Proteste aus, Teheran hatte die Steinigung aber im Juli vorläufig ausgesetzt.

Steinigungen ausgesetzt

Dieses Bild soll Aschtianis Sohn (re.) im Gespräch mit den deutschen Reportern zeigen.

Dieses Bild soll Aschtianis Sohn (re.) im Gespräch mit den deutschen Reportern zeigen.

(Foto: dpa)

Der englischsprachige Sender wies darauf hin, dass die iranische Justiz 2005 befohlen habe, keine Steinigungen mehr vorzunehmen. Diese Anweisung sei aber bis zum Prozess gegen Mohammadi-Aschtiani nicht richtig in den Gesetzesrahmen integriert worden.

Mohammadi-Aschtiani gestand erneut, dass sie ihrem Liebhaber vor fast fünf Jahren geholfen habe, ihren Mann zu ermorden. Sie habe sich aber kurz nach dem Mord "wegen Gewissensbissen" der Polizei gestellt und ein Geständnis abgelegt. Danach sei der Liebhaber verhaftet worden, und auch er habe ein Geständnis abgelegt.

Nichts Neues von deutschen Reportern

Die Ausrüstung der Deutschen.

Die Ausrüstung der Deutschen.

(Foto: dpa)

Von den beiden im Iran gab es keine neuen Bilder. Man habe mit den beiden Männern eine halbe Stunde lang im Gefängnis reden können, sie hätten aber nicht vor der Kamera sprechen wollen, berichtete der staatliche Sender. Sie hätten bestritten, ein Interview mit dem Sohn und den Anwalt von Mohammadi- Aschtiani geführt zu haben. Ein Foto zeige aber, dass dies nicht stimme. Das Bild zeigte den deutschen Reporter angeblich im Büro des Anwalts mit einem eingeschalteten Rekorder.

Die Deutschen wurden in der Sendung als Opfer einer Kampagne der in Köln lebenden Menschenrechtlerin Mina Ahadi dargestellt. Ahadi habe auch das Interview mit dem Sohn von Mohammadi-Aschtiani arrangiert, hieß es. Ihm habe sie über den Anwalt ausrichten lassen, dass das Interview eine positive Auswirkung auf den Fall seiner Mutter haben würde. Deshalb habe er dem Interview trotz Bedenken zugestimmt.

Die beiden Journalisten, ein Reporter und ein Fotograf der "Bild am Sonntag", waren am 10. Oktober bei dem Versuch verhaftet worden, in der nordwestiranischen Provinz Aserbaidschan den Sohn und den Anwalt von Mohammadi-Aschtiani zu interviewen. Seitdem sitzen sie im Gefängnis der Provinzhauptstadt Täbris. Vor drei Wochen waren sie noch gemeinsam mit Mohammadi-Aschtiani im iranischen Staatsfernsehen vorgeführt worden.

Vorwürfe gegen Ahadi

Der Sender führte auch ein Interview mit dem Oberstaatsanwalt der Provinz Aserbaidschan, Mussa Khalolohai, der der iranischen Menschenrechtlerin und ihrem ermordeten Ehemann unterstellte, als Mitglied einer linken militanten Kurdengruppe an dem Mord von über 2000 Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Laut Khalolohai habe sie versucht, über die westlichen Medien ihrer "Hetzkampagne gegen den Iran" mit dem Fall Mohammadi-Aschtiani eine neue Richtung zu geben. Ahadi habe außerdem Press TV in Köln ein Interview versprochen, dann aber die Telefonate des Senders nicht mehr beantwortet. Ahadi lebt seit 1996 in Deutschland, hat aber die österreichische Staatsbürgerschaft. 2001 gründete sie auch das Internationale Komitee gegen Steinigung.

Am Anfang der Sondersendung bei Press TV hieß es, dass "jede Angelegenheit zwei Seiten" habe und der Sender versuchen wolle, die Ereignisse im Fall Mohammadi-Aschtiani chronologisch zu rekonstruieren, um an die Wahrheit zu kommen. Laut Press TV sieht der Westen in der Frau eine Unschuldige, aber sie sei faktisch schuldig an der Ermordung ihres Mannes. Nach Meinung von Beobachtern war das Programm des englischsprachigen Satellitensenders, der als Sprachrohr des Irans für die Außenwelt gilt und kaum von iranischen Zuschauern verfolgt wird, eine Botschaft der Regierung an den Westen, die Frau nicht ohne Kenntnis der Fakten zu verteidigen und aus ihr keine Heldin zu machen.

Quelle: ntv.de, dpa

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