Atomrechtliche Genehmigung erteilt Asse darf angebohrt werden
21.04.2011, 15:59 UhrDas Land Niedersachsen macht die Ankündigung von Ministerpräsident McAllister wahr und erteilt noch vor Ostern die Genehmigung für Probebohrungen im Atommülllager Asse. Damit können nun zwei Kammern mit radioaktivem Müll angebohrt werden. Die Experten wollen sich so einen Überblick über den Zustand der Fässer verschaffen, die dort seit Jahrzehnten lagern.
  Behälter mit den Cäsium-137 kontaminierten Flüssigkeiten auf der 750 Meter-Sohle vor der Kammer 12 in der Schachtanlage Asse II.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Land Niedersachsen hat den Weg für Probebohrungen an zwei Kammern des maroden Atommülllagers Asse bei Wolfenbüttel frei gemacht. Das Umweltministerium in Hannover erteilte die Genehmigung für eine entsprechende Untersuchung des Bergwerks. Damit ist eine wichtige Hürde für die geplante Bergung von 126.000 Atommüllfässern aus der umstrittenen Schachtanlage genommen.
"Mit diesem Startschuss für die Faktenerhebung werden die Randbedingungen erkundet, unter denen eine sichere Rückholung der radioaktiven Abfälle erfolgen kann", erklärte Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP). Ministerpräsident David McAllister (CDU) hatte den Schritt bereits in dieser Woche angekündigt.
Sorge vor zu vielen Auflagen
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte im vergangenen Oktober als Betreiber des als Endlager geplanten Salzstocks einen Antrag auf die Bohrungen gestellt. Das 100-seitige Genehmigungs-Papier enthält laut Ministerium 32 Auflagen. Das BfS hatte jüngst davor gewarnt, dass diese Regelungen weitere Planungen nach sich ziehen und so den Bohrbeginn verzögern könnten.
Die Experten wollen vor allem Daten zum Zustand der Abfallfässer sammeln, die auch Plutonium und Uran enthalten. "Es handelt sich aber nicht um hoch radioaktives Material", stellte die Behörde klar. Die Schachtanlage Asse droht seit Jahren durch starke Wassereinbrüche abzusaufen.
Kammern 7 und 12
Zunächst sollen nach Angaben des Umweltministeriums Bohrungen an Kammer 7 Informationen über den Grad der möglichen Strahlenbelastung im Erdreich liefern. Anschließend wird die als riskanter geltende, leckende Kammer 12 in etwa 750 Metern Tiefe angebohrt. In dem seit Jahrzehnten als Atommüllkippe genutzten Salzbergwerk war vor kurzem eine Konzentration von radioaktivem Cäsium von 240 000 Becquerel pro Liter gemessen worden - das 24-fache des erlaubten Grenzwerts.
"Im Vordergrund steht, dass die Mitarbeiter der Asse GmbH keinen Gefahren ausgesetzt werden und die Arbeiten schadlos für die Menschen in der Region und für die Umwelt geschehen", betonte Sander.
Demo zu Ostern
Aus Sicht der Landtagsopposition kommt die Freigabe zu spät. "Es ist unverständlich und unverantwortlich, warum die Landesregierung die Genehmigung so lange verschleppt hat", kritisierte der umweltpolitische Sprecher der Linksfraktion, Kurt Herzog. Weil die Probebohrungen Voraussetzung für eine Sanierung der Asse seien, dürften die Arbeiten nicht weiter verzögert werden.
Die Grünen nannten die Genehmigung "überfällig". Nach dem viel zu langen Vorlauf gelte es nun, keine weitere Zeit zu verlieren. Am benachbarten Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter haben Atomkraft-Gegner und IG Metall für Ostermontag zu einer Kundgebung aufgerufen.
Quelle: ntv.de, dpa