Politik

Wahlkampfhilfe von der Gattin Auf Tour mit Michelle Obama

Michelle Obama beim Besuch einer Drogeriekette in Chicago.

Michelle Obama beim Besuch einer Drogeriekette in Chicago.

(Foto: AP)

2008 jubelten die Amerikaner auch ihr zu: Michelle Obama. Die attraktive 47-Jährige galt bereits als neue Jackie Kennedy. Nun schaltet sich die First Lady immer stärker in den Wahlkampf ein. Für Barack Obama ein Segen: Seine Frau ist im Vergleich mit ihren republikanischen Gegenübern konkurrenzlos.

Barack Obama hätte viele Gründe, seine Frau zu beneiden - zum Beispiel mit Blick auf ihre Umfragewerte: Da liegt sie konstant vor ihrem Mann, und zwar mit großem Abstand. Sechs von zehn Amerikanern mögen ihre "First Lady", während ihr Ehemann teilweise weit unter der wichtigen 50-Prozent-Marke herumdümpelt. Nun taucht Michelle Obama immer häufiger bei Wahlkampfauftritten des Präsidenten auf, teilweise nimmt sie sogar eigene Termine wahr - mit dem "Team Obama".

Halloween bei den Obamas: Kürbis ja, Süßes nein.

Halloween bei den Obamas: Kürbis ja, Süßes nein.

(Foto: REUTERS)

Auf der Bustour ihres Mannes durch den umkämpften mittleren Westen der USA war sie bereits dabei. Am Mittwoch sammelte Michelle Obama Wahlkampfspenden bei einer Veranstaltung der Demokraten in Chicago. In ihrer Rede konzentrierte sie sich vor allem auf die Botschaft ihres Mannes: Er habe das Land in der Krise vor dem totalen Absturz bewahrt, jetzt müsse die Wirtschaft angekurbelt und Jobs geschaffen werden - vor allem mit neuen Staatsausgaben, die das Weiße Haus gerade mit dem "American Jobs Act" durch den Kongress bringen will, und die an republikanischem Widerstand zu scheitern drohen. "Und obwohl einige dieses Gesetz stoppen wollen", sagte Michelle Obama, "wird euer Präsident, wird mein Mann, nicht aufhören, dafür zu kämpfen."

Ernährungsberaterin der Nation

Ihre Rolle im Wahlkampf war bisher vor allem die des sympathischen Megafons: Wo Barack Obama immer öfter den harten Kontrast mit den Republikanern sucht, setzt Michelle vor allem auf mütterliche Überzeugungskraft. 2008 war das eher umgekehrt Damals galt sie als kampflustiges Chicago-Girl, während er den netten Kumpel von nebenan spielte. Heute gilt sie als moderne Öko-Mutter der Nation und er versucht sich als harter Terroristenjäger und Wirtschaftsretter zu profilieren.

Dabei kann die umtriebige First Lady durchaus auch auf eigene Erfolge zurückblicken. Obama hat sich seit der Wahl ihres Mannes als Ernährungsexpertin des Landes etabliert. Was anfing mit einem bescheidenen Gemüsegarten neben dem Weißen Haus ist zu einer nationalen Bewegung geworden. Obama setzt sich unentwegt für einen gesünderen Lebensstil mit weniger Fast Food und mehr Sport ein. Ihre 2010 gestartete Kampagne "Let's Move" hat sich den Kampf gegen Fettleibigkeit, vor allem bei Kindern, auf die Fahnen geschrieben - offenbar mit Erfolg: Laut einer aktuellen Gallup-Umfrage haben heute mehr Amerikaner Normalgewicht als Übergewicht. Sicher nicht die exklusive Leistung von Michelle Obama. Dennoch hat die erste Frau im Staat dem Land ihren Stempel aufgedrückt: Die Marke "Michelle" ist etabliert und beliebt.

Sie öffnet Brieftaschen für Obama

Hingebungsvolle Bewunderung: Anita und Rick Perry.

Hingebungsvolle Bewunderung: Anita und Rick Perry.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Für die Strategie von Barack Obama, möglichst viele Einzelspender anzulocken, spielt Michelle damit eine wichtige Rolle. Den Vergleich mit den Ehefrauen (und einem Ehemann) auf republikanischer Seite muss sie jedenfalls nicht fürchten. Bisher zeichnet sich dort keine ernstzunehmende Konkurrenz ab.

Anita Perry, Ehefrau von Gouverneur Rick Perry, gehört noch zu den aktivsten Wahlkämpferinnen. Sie wird immer öfter bei Auftritten ihres Mannes gesehen, seit dessen Kampagne zu scheitern droht. Allerdings sorgte die frühere Krankenschwester und tiefgläubige Christin auch schon für kleine Kontroversen. Erst mutmaßte sie, dass ihr Mann Widerstand von seiner eigenen Partei bekomme, weil er evangelikaler Christ ist. Dann behauptete Anita Perry, ihr Sohn Griffin habe seinen Job bei der Deutschen Bank durch Intervention der Obama-Regierung verloren. Die Regierung hatte zuvor schärfere Regeln erlassen, wonach Investmentbanker nicht zeitgleich politische Kampagnen unterstützen dürfen. Perrys Sohn wollte jedoch unbedingt den Wahlkampf seines Vaters unterstützen.

Liebevolle Bewunderung: Ann und Mitt Romney.

Liebevolle Bewunderung: Ann und Mitt Romney.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die anderen Kandidaten-Partnerinnen halten sich zurück. Mitt Romeys Frau Ann unterstützt ihren Ehemann auf vielen Wahlkampfauftritten, bleibt aber eher im Hintergrund. Die beiden sind seit über vierzig Jahren verheiratet und Spötter in Washington behaupten, die Mutter der gemeinsamen fünf Kinder und begeisterte Hobby-Reiterin sei das Einzige in Romneys Leben, was ihn menschlich halbwegs interessant erscheinen lasse. In den späten 90er Jahren wurde bei Ann Romney Multiple Sklerose diagnostiziert - ein vom Glück gesegnetes Leben, wie es ihrem Mann zugeschrieben wird, hatte die Mormonin Ann Romney nicht.

Dschungelcamp ist noch zu voll

Kandidat Newt Gingrich hat unter allen konservativen Kandidaten noch das wildeste Privatleben zu bieten: Er ist bereits zum dritten Mal verheiratet, mit seiner jetzigen Frau Calista begann er bereits während seiner zweiten Ehe eine Affäre. Sie wurde kurzzeitig zum Stadtgespräch als herauskam, dass ihr Mann beim Edeljuwelier Tiffany's eine laufende Rechnung von rund 500.000 Dollar hat. Mehr als schmückendes Beiwerk wird Calista Gingrich allerdings nicht werden. Gloria Cain, Ehefrau des derzeitigen Spitzenreiters, hält sich vom Wahlkampf gänzlich fern.

Von Michele Bachmanns Ehemann Marcus wird man vermutlich auch nicht besonders viel sehen. Der Therapeut fiel bisher vor allem durch homophobe Kommentare auf. Der schwergewichtige Bachmann betreibt in Stillwater, Minnesota, eine Klinik, in der er Homosexuelle durch Gebete "heilen" will. Bei liberalen Wählern - auf die es seine Gemahlin allerdings ohnehin nicht abgesehen hat - gilt er damit als Persona non grata.

Für den manchmal etwas professoral und verkopft wirkenden Obama hat Michelle auch noch eine andere Bedeutung, die nicht in Spendendollars aufgerechnet werden kann: Sie erdet ihn. Denn in seinen Anekdoten über das "First Couple" stellt sich Obama stets als liebevoller, manchmal auch etwas verpeilter Göttergatte dar. In der Talkshow von Late-Night-Urgestein Jay Leno erzählte er von den Halloween-Vorbereitungen im Hause Obama. "Michelle hat den Kindern in den letzten Jahren immer Früchte gegeben." Was bei ihrem Mann wohl Kindheitserinnerungen auslöste: "Ich habe ihr gesagt: Wenn du so weitermachst schmeißen die uns Eier aufs Weiße Haus."

Große Sorgen wegen der republikanischen Gegner scheint sich Barack Obama allerdings ohnehin nicht zu machen. Bei Jay Leno verglich er den Vorwahlkampf der Republikaner mit der TV-Sendung "Survivor" - der Urversion des Dschungelcamps, allerdings ohne Stars. "Ich warte einfach, bis sie einen nach dem anderen von der Insel gewählt haben", witzelte Obama. Solche Shows schaue er sich sowieso erst an, "wenn nur noch ein oder zwei übrig sind".

Quelle: ntv.de

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