Nitrofen-Skandal Aufklärung ohne Wenn und Aber
06.06.2002, 01:20 UhrVerbraucherschutzministerin Renate Künast will durchgreifen: Im Bundestag sicherte die Grünen-Ministerin erneut "rückhaltlose Aufklärung" des Nitrofen-Skandals zu. Zugleich bekräftigte sie in einer Regierungserklärung ihre Absicht, das Recht dort zu ändern, wo es für einen besseren Verbraucherschutz nötig sei: "Lebensmitteldelikte sind keine Kavaliersdelikte."
Die Vergiftung von Bio-Futtermittel, die über Geflügelfleisch schließlich auch in die Nahrungskette gelangt sei, werde "rückhaltlos" aufgeklärt, "ohne Ansehen der Person".
Künast sicherte zudem eine Verbesserung der Kontrollstrukturen zu. Zu prüfen sei jetzt, welche anderen Gifte in Futter gelangt seien. Zudem stelle sich die Frage, welche Futtermittel aus belasteten Rohstoffen gemischt worden sei. Durch das "monatelange Verschweigen der Verursacher" sei kostbare Zeit zur Aufklärung verloren gegangen, sagte Künast. "Die Erzeuger haben schnöde ihren Profit über die Sicherheit der Verbraucher gemacht."
Nitrofen schon im Sommer
Am Vortag war bekannt geworden, dass das Pflanzenschutzmittel Nitrofen schon im Sommer vergangenen Jahres und damit früher als bislang angenommen in die Nahrungskette gelangt sein soll. Dies berichtete das niedersächsische Agrarministerium. Würstchen des Herstellers Meica, die am 7. September produziert wurden, hätten in nachträglichen Proben Nitrofen aufgewiesen, sagte Agrar-Staatssekretär Dietmar Schulz. Das Gift müsse in der vorausgegangenen Mastperiode durch Futter in die Bio-Puten gelangt sein.
Zuvor hatte bereits die Sonderarbeitsgruppe des Bundesverbraucherschutzministeriums Hinweise darauf, dass "eine Fleisch-Charge bereits vor dem 1. Oktober leicht belastet war". Sollte sich dieser Verdacht erhärten, sagte ein Ministeriumssprecher, so sei dies in den Augen von Künast der Beleg, dass die Halle in Malchin nicht die einzige Quelle war.
Quelle: ntv.de