Nachkriegspläne fast fertig Aufmarsch am Golf
06.01.2003, 15:40 UhrIn Vorbereitung einer möglichen Irak-Invasion mobilisieren die USA offenbar eine Streitmacht, die 100.000 Mann übersteigen könnte. Die "Washington Post" berichtet, geplant sei ein Aufgebot aus drei bis vier schweren Armee-Divisionen, einer Luftlande-Division, einer Division der Marineinfanterie und verschiedenen Spezialkommandos.
Am Montag schickte die US-Marine eines ihrer beiden riesigen Lazarettschiffe in die Golfregion. Die "USNS Comfort" verfügt über zwölf Operationsschiffe. Das 1.000 Betten-Schiff war zuletzt während des Golfkriegs 1991 in der Region im Einsatz.
Großbritannien schickt unterdessen einen Flottenverband an den Golf. Der Flugzeugträger "HMS Ark Royal", ein U-Boot, eine Fregatte, ein Zerstörer und zwei Transportschiffe sollen am Samstag aus Portsmouth auslaufen. Ihr offizielles Ziel ist der Ferne Osten, wo sie im Sommer zu gemeinsamen Übungen mit verbündeten Staaten erwartet werden.
"Auf dem Weg dorthin kommen sie auch durch die Golfregion, so ist das nun mal", sagte ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums am Montag. Der Besuch der Schiffe in Australien, Japan und den Philippinen sei aber schon seit langem geplant und habe mit der Irak-Krise nichts zu tun.
Besatzung und Befriedung
Auch für die "Zeit danach" ist die US-Regierung der "New York Times" zufolge bereits gerüstet. Präsident George W. Bush habe die so gut wie fertigen Pläne informell mit Beratern erörtert, aber noch nicht verabschiedet. Die Pläne sollen ihm nach seiner Rückkehr aus dem Weihnachtsurlaub noch einmal vorgelegt werden.
Die Rede ist vom "anspruchsvollsten Wiederaufbauplan für ein besiegtes Land" seit der Besetzung Deutschlands und Japans nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Vorschläge sähen eine starke amerikanische Militärpräsenz für eine Zeit von mindestens 18 Monaten vor. Die Streitkräfte sollen in dieser Zeit auch Militärprozesse gegen Schlüsselfiguren der irakischen Führung ähnlich der Nürnberger Prozesse abhalten. Ein Großteil der Regierung soll jedoch bestehen bleiben.
In der Besetzungszeit sollen auch möglicherweise vorhandene Massenvernichtungswaffen zerstört, Schulen und politische Einrichtungen wiederaufgebaut und Hilfsprogramme organisiert werden. Oberstes Ziel ist die Einheit des Landes, damit sollen mögliche Begehrlichkeiten der Nachbarn im Zaum gehalten werden.
Geplant ist eine Übernahme der irakischen Ölfelder zur Finanzierung des Wiederaufbaus. Der Irak verfügt über ein Zehntel der Weltölreserven. US-Außenminister Colin Powell hatte kürzlich geäußert, es sei die Absicht der USA, "diese Felder zu schützen und sicherzustellen, dass sie von einem schwindenden Regime nicht im letzten Moment zerstört oder beschädigt werden".
Quelle: ntv.de