Erbitterter Streit in Kopenhagen Aufstand der Entwicklungsländer
09.12.2009, 13:29 Uhr
Die Skyline von Alexandria dürfte keine Touristen nach Ägypten locken.
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Bei der Weltklimakonferenz in Kopenhagen werden jetzt die Samthandschuhe ausgezogen. Die Unterhändler versuchen einen erbitterten Konflikt zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu schlichten. Vertreter der Entwicklungsländer sind erbost über einen vom Gastgeber Dänemark vorgelegten ersten Entwurf für eine politische Vereinbarung.

Die Organisation ActionAid befürchtet unter anderem, dass Hilfen zur Anpassung an den Klimawandel von der Entwicklungshilfe abgezogen werden könnten.
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Der Entwurf sieht vor, dass die EU arme Länder beim Klimaschutz mit zunächst zwei Milliarden Euro pro Jahr unterstützen würden. Der Entwurf sei lediglich die Diskussionsbasis für einige Länder vor einer Woche gewesen, sagte UN-Klimasekretär Yvo de Boer. Das Papier sei zur Sondierung der Lage gedacht gewesen. Auch Dänemark warnte davor, dem Dokument zu viel Gewicht beizumessen. Es handele sich nur um ein Arbeitspapier, versuchte die dänische Klimaschutzministerin Connie Hedegaard zu beschwichtigen.
Der dänische Vorschlag für ein Abschlussdokument bedrohe den Erfolg der Verhandlungen, sagte der sudanesische Delegationschef Lumumba Stanislas Dia-Ping, dessen Land derzeit dem Entwicklungsländer-Bündnis G-77 vorsitzt: "Wir können keinem Abkommen zustimmen, das 80 Prozent der Weltbevölkerung zu weiterem Leid und Ungerechtigkeit verurteilt."
Vorschlag durchaus diskussionswürdig
Der dänische Vorschlag bekennt sich zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad und fordert, den weltweiten Ausstoß an klimaschädlichem CO2 bis 2050 im Vergleich zu 1990 zu halbieren. Während die Industrienationen ihren CO2-Ausstoß insgesamt um 80 Prozent senken sollen, schlägt der Text einen noch zu bestimmenden "Spitzenausstoß" für Entwicklungsländer vor, ab dem die Emissionen auch dort gedrosselt werden sollen. Große Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien lehnen dies ab.
Mehrere Delegierte waren verärgert darüber, dass das elf Tage alte dänische Papier noch solche Turbulenzen verursachen könne. "Es ist interessant, wie weit einige Delegationen gehen, um die dänischen Bemühungen um ein ehrgeiziges Abkommen zu unterlaufen", sagte einer von ihnen.
USA müssen sich mehr bewegen

Todd Stern hat die schwierige Aufgabe, die Interessen der USA in Kopenhagen zu vertreten.
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Der EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel wolle sich auf eine Finanzspritze von zwei Milliarden Euro pro Jahr einigen, hieß es von EU-Vertretern in Brüssel. Im Entwurf der Gipfel-Schlussfolgerungen ist die Summe für die sogenannte Anschubfinanzierung für 2010 bis 2012 offen. Der schwedische Ministerpräsident und amtierende EU-Ratsvorsitzende Fredrik Reinfeldt machte deutlich, dass die Klima-Zusagen der USA nicht ausreichten.
Differenzen auch unter Schwellenländern
Auch unter den Entwicklungs- und Schwellenländern zeichneten sich derweil Differenzen wegen der Minderungsziele beim Klimagas-Ausstoß ab: Der kleine Pazifikstaat Tuvalu regte an, auch große Schwellenländer sollten verbindliche Vorgaben zur Emissionssenkung akzeptieren. Delegierten zufolge wurde der Vorstoß aber von China und Indien umgehend blockiert.
Quelle: ntv.de, AFP