Politik

Dudley übernimmt Krisenmanagement BP-Chef Hayward wird abgelöst

Die Küste von Louisiana ist verschmutzt.

Die Küste von Louisiana ist verschmutzt.

(Foto: dpa)

Vorstandschef Hayward vom Ölriesen BP wird von der direkten Krisenbewältigung am Golf von Mexiko abgezogen. Er wird durch Robert Dudley ersetzt. Derweil erhöht BP die Ölmenge, die direkt an der Quelle abgepumpt wird. Die Regierung von Louisiana fordert mehr Geld für den Entschädigungsfonds.

BP-Chef Tony Hayward hat das Krisenmanagement im Kampf gegen die Ölpest abgegeben. Seine Aufgabe übernehme ein anderer Vertreter des BP-Managements, Robert Dudley, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Mineralölkonzerns, Carl-Henric Svanberg, dem Fernsehsender Sky News. Dudley war erst kurz zuvor als Chef einer neuen BP-Abteilung für Katastrophenmanagement ernannt worden.

Hayward sei "direkt nach der Explosion dorthin gefahren und hat unsere Reaktion seither angeführt", sagte Svanberg. "Ich denke, jeder hat geglaubt, dass wir damit schneller fertig werden könnten und er dann wiederkommen könne", fügte der Aufsichtsratschef hinzu. Hayward werde das tägliche Management der Ölpest an Dudley übergeben und "mehr zu Hause sein", sagte Svanberg dem britischen Fernsehsender.

Nach der Rating-Agentur Standard & Poor's stufte auch Moody's die Kreditwürdigkeit von BP herunter. BP setzt auf die Hilfe der Banken, um den Entschädigungsfonds zu stemmen. Von einem führenden Banker erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters, dass der Energieriese sich bei sieben Kreditinstituten um insgesamt sieben Milliarden Dollar bemühe. Jede der angesprochenen Banken soll danach eine Milliarde Dollar an Krediten bereitstellen. Die Regierung von Louisiana schätzt, dass die Ölpest bis zu 100 Milliarden Dollar kosten wird. Das wäre weit mehr, als in den Entschädigungsfonds eingezahlt werden soll.

Erfolge mit dem Auffangtrichter

Der unter massivem Druck stehende Konzern macht derweil bei der Eindämmung der Ölpest im Golf von Mexiko sichtbare Fortschritte. Mittlerweile könnten rund 3400 Tonnen Öl pro Tag direkt aus der unablässig sprudelnden Quelle aufgefangen werden, teilte der Einsatzleiter der US-Regierung, Thad Allen, mit. Das seien rund 1000 Tonnen mehr als zuletzt. BP habe unter anderem ein weiteres Tankschiff an der Meeresoberfläche platziert, um mehr Öl gleichzeitig sammeln zu können.

Mehr als 1400 ölverschmierte Vögel wurden bisher gefunden.

Mehr als 1400 ölverschmierte Vögel wurden bisher gefunden.

(Foto: AP)

Nach jüngsten offiziellen Schätzungen fließen weiterhin bis zu 5000 Tonnen täglich an dem Auffangtrichter vorbei, den BP vor Wochen auf das abgerissene Steigrohr gestülpt hatte. Auf Weisung der US-Regierung soll der britische Konzern bis Ende Juni rund 7200 Tonnen Öl auffangen können. Mitte Juli sollen bis zu rund 11.000 Tonnen täglich erreicht werden. Insgesamt habe BP bislang mehr als 27.000 Tonnen über die Vorrichtung abgefangen.

"Krieg gegen das Öl"

Die beiden Entlastungsbohrungen, mit denen BP die Quelle endgültig abdichten will, kämen schneller voran als gedacht, so Allen. Die erste Bohrung könne bereits in drei bis vier Wochen abgeschlossen sein - wenn das nur rund 20 Zentimeter breite Ziel vier Kilometer unter dem Meeresgrund auf Anhieb getroffen werde, sagte Allen. Dann könne der Konzern Schlamm in die Quelle pumpen, um sie zu verschließen. Der Küstenwachen-Admiral warnte aber vor zu großen Hoffnungen, dass dies vor August geschehen werde.

Weiterhin schwappt das auslaufende Öl an die Stände und ins Marschland. Rund 115 Kilometer Golfküste seien derzeit betroffen, sagte Allen - wieder einige Kilometer mehr als Anfang der Woche. Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, kritisierte am Donnerstag die Koordination der Säuberungsarbeiten von BP und der Küstenwache. "Es ist frustrierend, weil es scheint, als wisse die linke Hand nicht, was die rechte macht", sagte er. Er erwarte mehr Verständnis für die Dringlichkeit der Angelegenheit. "Wir sind hier in einem Krieg gegen das Öl."

Einem aktuellen Bericht der Naturschutzbehörde zufolge wurden bisher mehr als 1400 ölverschmierte Vögel gefunden, mehr als 800 davon tot. Von rund 350 entdeckten, verölten Meeresschildkröten verendeten rund 100.

Schaden von bis zu 100 Milliarden Dollar

Die Regierung von Louisiana kritisierte zudem den geplanten BP-Entschädigungsfonds als nicht ausreichend. Die Umwelt- und Wirtschaftsschäden könnten mit bis zu 100 Milliarden Dollar ein Fünffaches der Fonds-Summe betragen, sagte Louisianas Finanzminister John Kennedy. Allein in seinem Bundesstaat summierten sich die täglichen Lohnausfälle für Arbeiter durch die Ölpest auf 100 Millionen bis 150 Millionen Dollar. BP hat auf Druck der US-Regierung zugestimmt, 20 Milliarden Dollar in einen unabhängig verwalteten Fonds einzuzahlen, mit dem auch die Aufräumarbeiten finanziert werden sollen. Damit erfüllte der britische Konzern eine zentrale Forderung von US-Präsident Barack Obama.

Auch Haywards flehender Blick konnte den Ausschuss nicht überzeugen.

Auch Haywards flehender Blick konnte den Ausschuss nicht überzeugen.

(Foto: dpa)

Nach anfänglichem Zögern prüft die US-Regierung derweil doch, mehr Hilfsangebote aus dem Ausland anzunehmen. Hilfsangebote seien aus 22 Ländern eingegangen, teilte das US-Außenministerium mit. Dabei handle es sich zumeist um schwimmende Ölbarrieren, aber auch um Chemikalien zur Auflösung des Öls und um technisches Fachpersonal. Die meisten Angebote würden aber derzeit noch geprüft.

Einer Aufstellung des Ministeriums zufolge bot Deutschland bereits am 12. Mai schwimmende Barrieren an, am Dienstag sei das Angebot aus Berlin noch ausgeweitet worden. Bereits gebilligt wurde demnach die Annahme von Ölbarrieren und technischem Gerät aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko sowie aus den Niederlanden und Norwegen.

"Es ist Zeit, dass Köpfe rollen"

Bei einem Auftritt im US-Kongress am Donnerstag entschuldigte sich BP-Chef Tony Hayward für die Ölkatastrophe, die durch die Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April ausgelöst wurde. "Ich war persönlich absolut erschüttert", sagte er. Die Sicherheit bei Tiefseebohrungen müsste deutlich verbessert werden. "Ich kann nicht abstreiten, dass es noch viel zu tun gibt." Der Brite habe die ganze Zeit "gemauert", ärgerte sich allerdings der Ausschussvorsitzende Henry Waxman. Hayward habe nicht eine Frage richtig beantworten wollen und klare Detailangaben zu den Auslösern der Katastrophe vermieden, sagte der Demokrat. Hayward habe nicht eine Frage richtig beantworten wollen und klare Detailangaben zu den Auslösern der Katastrophe vermieden, sagte der Demokrat.

Kritik erntete Hayward nach seiner Erklärung, dass er vor Abschluss der Untersuchungen nichts über die Gründe des Vorfalls sagen könne. Die demokratische Abgeordnete Kathy Castor forderte BP auf, personelle Konsequenzen zu ziehen: "Niemand bei BP ist bislang gefeuert worden", sagte sie nach der Anhörung. "Es ist Zeit, dass Köpfe rollen." Zu heftigen Wortgefechten zwischen den politischen Lagern führte die Äußerung des republikanischen Abgeordneten Joe Barton aus Texas, der sich bei BP für das Vorgehen der US-Regierung entschuldigte. Es sei eine Tragödie, dass BP erpresst worden sei, den 20-Milliarden-Dollar-Fonds aufzulegen. Einige Stunden später zog Barton auf Druck seiner Parteispitze die Entschuldigung zurück.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP

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