Steine gegen Wasserwerfer und Tränengas Bangkok sieht aus wie im Bürgerkrieg
02.12.2013, 06:39 Uhr
Am Wochenende wurden die Proteste in Thailand immer gewalttätiger, es gab mehrere Tote.
(Foto: dpa)
Bangkok versinkt im Chaos, tausende Demonstranten stürmen das Regierungsviertel. Die Auseinandersetzungen fordern mehrere Tote. Der Anführer der Proteste bleibt aber unerbittlich: Er trifft sich zwar mit der Präsidentin - jedoch nicht, um zu verhandeln.
Der Machtkampf in Thailand artet zu einer Straßenschlacht zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften aus. Im Regierungsviertel flogen Steine und Brandsätze in Richtung Polizei, die Beamten reagierten mit Tr änengas und Wasserwerfern. Unter dichten Tränengasschwaden versuchen Regierungsgegner, die zwei Meter hohen Betonbarrieren und den Stacheldraht zu überwinden, mit denen die Sicherheitskräfte wichtige staatliche Einrichtungen verbarrikadiert haben. Die Straßen um den Regierungssitz und an einer wichtigen Polizeizentrale sehen aus wie im Bürgerkrieg. Die Polizei geht mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vor.
Hotel- und Einkaufsviertel der 10-Millionen-Einwohner-Metropole sind jedoch bisher nicht betroffen. Das Auswärtige Amt in Berlin rät Reisenden angesichts der eskalierenden Gewalt in dem Land zu Vorsicht. Demonstrationen und Menschenansammlungen im Bangkoker Stadtgebiet sollten gemieden werden, auch in der Nähe beliebter Sehenswürdigkeiten.
Opposition setzt Regierung ein Ultimatum
Unterdessen hat Thailands Oppositionsführer Suthep Thaungsuban Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra aufgefordert, bis Dienstag ihr Amt niederzulegen. Er habe sich mit der Regierungschefin getroffen. Es habe sich dabei nicht um Verhandlungen gehandelt, um den Konflikt zu beenden, betonte er vor seinen Anhängern. "Ich habe Yingluck gesagt, dass dies unser einziges Treffen sein wird und wir uns erst wieder sehen, wenn das Volk gewonnen hat." Er verlangt nicht nur den Sturz der Regierung, sondern die Einrichtung eines Volkskomitees, das vor Neuwahlen eine neue Verfassung ausarbeiten soll.
Das Treffen wurde Sutheps Angaben zufolge vom Militär organisiert. Das Militär hat in Thailand eine einflussreiche Stellung inne und hat bei den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Regierungsanhängern und -gegnern eine neutrale Position bezogen. Suthep rief die Regierungsbeamten am Wochenbeginn erneut zum Streik auf. "Hört auf für das Thaksim-Regime zu arbeiten, kommt raus und protestiert!", sagte er.
Yingluck: "Jeden Weg für Dialog nutzen"
Unter dem Druck anhaltender Massenproteste gegen ihre Regierung hat Thailands Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra Gesprächsbereitschaft mit den Demonstranten signalisiert. Es müsse jeder Weg für einen Dialog genutzt werden, sagte die Regierungschefin bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Sie hat zudem die Forderungen nach dem Rücktritt ihrer Regierung als verfassungswidrig zurückgewiesen. Die Übergabe der Macht von der gewählten Regierung an das Volk sei nicht in der Verfassung vorgesehen.
Sie betonte zudem, dass die Polizei nicht mit Gewalt gegen die Demonstranten vorgehen werde. Die Sicherheitsbehörden erklärten jedoch kurz darauf, dass die Beamten in der Nähe von Shinawatras Amtssitz nun auch Gummigeschosse einsetzten.
Außenminister Surapong Tovichakchaikul rief die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes auf, Aufforderungen zur Arbeitsniederlegung von den Regierungsgegnern zu ignorieren. "Die Proteste beschädigen unser Image im Ausland und schaden unserer Wirtschaft", sagte er in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache.
Mehrere Tote am Wochenende
Der Schlagabtausch zwischen Demonstranten und Polizei in Bangkok erreichte am Wochenende einen neuen Höhepunkt. Die Proteste schlugen zunehmend in Gewalt um, es gab bei den Auseinandersetzungen mehrere Tote.
Mehrere Universitäten und mehr als 30 Schulen bleiben aus Sicherheitsgründen geschlossen. In der Hotel- und Geschäftsgegend war die Lage ruhig. Die Demonstranten sind im Regierungsviertel, rund zwei Kilometer nördlich des Königspalastes, einer der Haupttouristenattraktionen der Stadt.
Quelle: ntv.de, fma/dpa/rts